Nepal Reisebericht 2016

Inhaltsverzeichnis

12.7.16  Dienstag   Tag 1:  Flug München – Muscat/Oman

Oman Air stellt sich als gute Fluglinie heraus, organisiert, akzeptable Filmauswahl im Entertainment Programm, das Essen ist vegetarisch bestellbar und ganz okay, wenn auch die Portionen für mich klein bemessen sind. Wir sind pünktlich und das Personal ist sehr freundlich, genug Platz für die Füße ist auch.

13.7.16  Mittwoch  Tag 2:  Flug Muscat/Oman – Kathmandu/Nepal

Der Flug diesmal ist ohne Entertainment, macht aber nichts, da wir ohnehin sehr müde sind und dösen. 4 Stunden gehen auch zackig rum. Entgegen unserer Erwartung verbringen wir nur sehr wenig Zeit mit Bezahlen der Einreisegebühr, der Passkontrolle inkl. Visum besorgen sowie der Gepäckkontrolle. Herrlich! Draußen empfängt uns dann ein sehr fröhlicher und überschwenglicher junger Mann – Tara, unser Guide für die nächsten zweieinhalb Wochen! Wir haben so Glück! Er ruft gleich „Manuel, Heiko!“ – auch wenn wir nicht ganz die einzigen westlichen Touristen sind, so finden wir es doch beeindruckend, dass er uns sofort erkannt hat! Er begrüßt uns gleich wortreich und lachend per Buddy-Handschlag und deutet uns, ihm zu folgen! Super sympathisch, gleich von Anfang an! Er hat uns ein Taxi organisiert, und ab geht dir Fahrt durch ein vor Menschen zerberstendes Kathmandu.

Nepalesischer Verkehr

Die Straßen sind voller Schlaglöcher, teils unasphaltiert, es staubt, raucht, dampft, stinkt und ohrenbetäubender Hupkonzertlärm begleitet die gesamte Fahrt. Asien eben! Hier gibt’s keine Ampeln, sondern das Recht des clever drängelnden, dreisten Auto-, LKW-, Bus- oder Motorradfahrers. Fußgänger haben nix zu sagen 😀  Dafür ab und an mal ein Verkehrspolizist in einem lustigen Häuschen mitten auf einer großen Kreuzung. Ich liebe es jetzt schon. Die üblichen Minishops aneinandergereiht säumen den Weg, es lässt sich alles kaufen hier, und das bis spät am Abend.

Wir kommen in unser Hotel, das Pilgrimage , ein wirklich gutes Hotel, und nach kurzer Besichtigung unseres Doublerooms entscheiden wir uns, ein paar Dollar mehr zu zahlen für ein Luxus Twin ganz oben mit Zugang zur Dachterrasse. Nach der schlaflosen Nacht im Flieger brauch ich ein eigenes Bett… Eine Klimaanlage ist auch dabei, sehr fein, denn es ist zwar keine 35 Grad wie in Muscat, aber 27 Grad sind es hier auch noch am Abend und die Schwüle drückt schon ziemlich.

Kühe in mitten der Straße in Kathmandu - keine Seltenheit

Kühe inmitten der Straße in Kathmandu – keine Seltenheit

Equipment Shopping

Da ich noch keine warme Daunenjacke habe, nimmt Tara uns mit und im Handumdrehen stehen wir in einem Lagerraum, der ein einziger Wühltisch ist, nur ohne Tisch. Wundersamer Weise kennt sich jemand in dem Chaos aus und es ist klar, dass es für mich bloß zwei in Frage kommende Jacken derselben (Fake-)Firma gibt. Ich beginne auch schon nach 10 Sekunden zu schwitzen – ein gutes Zeichen. 35 Dollar kostet der Spaß, haha, da ist mir egal, ob es eine Fakejacke ist, so günstig hätt ich nie was bei uns bekommen. Als ich dann noch meine anderen Equipment Bestandteile wie Seidenschlafsack, Reisehandtuch, Stirnlampe, Trekkinghosen und –shirts, Regenjacke und –hose hier sehe, wird mir klar, dass ich von Anfang an hier hätte alles kaufen sollen. Das hätte extrem viel Geld gespart.

Nepalesisches Curry

Wir besorgen uns noch die heimische Währung, nepalesische Rupien, dann geht’s zurück ins Hotel, wo Tara unser Gepäck checkt und wir für unseren Träger einen separaten Rucksack packen, damit wir mit entspanntem Tagesgepäck auf Wanderschaft gehen dürfen.

Schließlich verabschiedet sich Tara, der noch seine Schwester besucht, und wir stromern allein durch die Straßen von Thamel, dem pulsierenden Zentrum Nepals. Wir kehren in ein Restaurant ein und schlagen uns für 3,50 Euro die Bäuche voll mit nepalesischem Curry.

Nepalesisches Curry

Nepalesisches Curry

Früh geht’s ins Bett, wir sind aufgeregt…

14.7.16   Donnerstag   Tag 3:    Kathmandu – Besishahar – Bhulbhule

Fahrt nach Besishahar

6.45h aufstehen, ein letztes Mal eine heiße Dusche genießen, packen und frühstücken, auch heute ein warmes nepalesisches Mahl mit ziemlich fettigem frittierten Brot und Curry. Dann geht’s auch schon los um 8h Richtung Besishahar. Unser Fahrer ist ebenfalls ein lustiger Geselle, und er beherrscht sein Auto, das ist schnell klar und beruhigt bei den Fahrstilen der Leute hier. Eine schier endlose Autoschlange im Schneckentempo quält sich aus Kathmandu heraus, das nicht zu enden scheint. Aber tolle Ausblicke bietet es, inmitten von Hügeln und immer neuen Siedlungen, die sich aneinanderreihen. Leute fahren mit vom Lenker herabhängenden Hühnerkadavern spazieren, ein Ziegenkopf liegt beim Fleischer herum, ein Rabe klaut Fleischstückchen bei ihm, auf der Straße werden flott noch ein paar Haare geschnitten oder rasiert, bevors zur Arbeit geht, die ersten Shops haben offen (sie fangen offenbar später hier an, machen dafür aber gern länger 😉 ) und tausende Mopeds und sonstige Fahrzeuge hupen um die Wette. Es ist schwül, wir sind froh über die Klimaanlage in unserer Karre. Japanische Autos wohin das Auge sieht. Tata Trucks, die überall bunt bemalt und beklebt sind, als würde der schönste prämiert, da ist es kaum wichtig, noch ein wenig Platz für die Sicht vorne heraus zu lassen. Wir fragen höflich danach, ob es denn hier viele Unfälle gibt. Gibt es, muss es, denn kaum ein Auto ist unversehrt. Und das ist respektvoll ausgedrückt. Aber wir lieben ja das Abenteuer, einen draufsetzen kann man, wenn man mit der Videokamera aus der Frontscheibe rausfilmt, da verliert man ein wenig die Dimensionen und glaubt tatsächlich, dass der nächste Bus einen frontal rammt. Nur dass er in Wirklichkeit ca. 10cm an uns vorbeirauscht.

Auf dem Weg nach Besishahar

Auf dem Weg nach Besishahar

Typische Trucks

Typische Trucks

Reisfelder, Dschungel und Berge

Die Landschaft ist atemberaubend schön, ich liebe ja diese Reisfelder, hat mich an Nordvietnam in den Bergen erinnert, und ein wenig auch an die Fahrt von Ruanda nach Uganda. Ich liebe es, aus dem Fenster zu starren und alles aufzusaugen. Den dichten Dschungel, dem die Menschen etwas Platz abringen, um Mais oder Bananenstauden anzubauen, die teils reißenden Fluten der Flüsse, die vom Wasser überfluteten Straßen, Serpentinen und Schotterwege, die vielen Pannenfahrzeuge mitten auf der Straße, die streunenden Hunde, Bauersfrauen, die schwere Körbe über Kopftragevorrichtungen an der Straße entlang tragen.  Die Eindrücke nehmen nicht ab bis zum Schluss.

Dschungel, Reisfelder und Berge

Dschungel, Reisfelder und Berge

Reißende Flüsse

Reißende Flüsse

Der Trek geht los!

Schnell noch ein paar Diamox Ersatztabletten als Alibi für die hoffentlich nicht eintretende Höhenkrankheit gekauft für 300 Rupien 20 Stück (2,50 Euro), und ab geht’s von Besishahar nach Bhulbule. Ah, natürlich nicht, ohne Asal zu begrüßen, unseren 26jährigen Träger, in dessen Haut ich die nächsten zwei Wochen nicht stecken möchte bei dem, was er von uns schleppen muss. Naja, es werden so um die 15kg sein… Zu viert sind wir eine lustige Truppe, und sehr entspannt, was das Tempo angeht, wie sich bald zeigt. Ich brauche wie immer etwas länger zum fotografieren, die beiden sind seeeehr geduldig, lassen mir Zeit, halten immer an und gehen stets hinter mir, während Mani vorne ein wenig die Einsamkeit sucht, um den Kopf freizubekommen und zu genießen. Ich entdecke viele unbekannte Insekten, einen Minifrosch, seltsame Grillen und Grashüpfer, die Schmetterlinge ärgern mich wie immer damit, dass sie sich nicht setzen oder dann wieder abzischen, wenn ich gerade mühevolle das große Zoomobjektiv raufgeschraubt habe.

Die Annapurna Gang: Mani, Asal, Tara, Heiko (v.r.n.l.)

Die Annapurna Gang: Mani, Asal, Tara, Heiko (v.r.n.l.)

Reisanbau und fröhliche Kinder

Wir sehen den Bauern beim Reisanbau zu, Tara erklärt die verschiedenen Stufen und Prozesse im Laufe der Reisproduktion, wir sehen Stiere, die gequält den schweren Holzpflug durch den Reisacker ziehen, um den patschnassen, klebrigen Boden zu lockern. Frauen sammeln die vorgezüchteten Pflänzchen aus den entsprechenden Terrassen, damit sie in andere zum Haupttrieb eingesetzt werden können. Männer machen Maisstauden mit der Machete nieder. Kinder spielen Fangen und andere lustige Spiele, einige wollen unbedingt von mir fotografiert werden und posieren ganz stolz oder albern. Wenige Leute grüßen von sich aus, aber wir haben schon beschlossen, jeden mit einem lauten „Namaste“ zu beglücken. Es ist immer noch schwül, aber lange nicht so arg, wie wir vermutet hatten. Die Ausblicke zwischendurch faszinieren immer wieder, ich kann mich gar nicht satt sehen an den Reisterrassen. In der Ferne sehen wir auch einen sehr imposanten Wasserfall.

Kinder im Annapurna Gebiet

Kinder im Annapurna Gebiet

Reisanbau in Nepal

Reisanbau in Nepal

Bhulbhule

Nach wenigen Stunden kehren wir in Bhulbule ein und genießen eine kalte Dusche. Wir sind erstaunt über free WIFI an diesem abgelegenen Ort. Ich weiß noch nicht, ob ich das so gut finde, denn ich will eigentlich gar nicht erreichbar sein, sondern mich ganz auf mich besinnen. Wir unterhalten uns mit unseren beiden Begleitern, erfahren über ihre Familien, ihre Sorgen, ihre Ausbildungen und Pläne. Wir lernen ein paar Wörter, die ich später noch hinzufügen werde. Und wir genießen erneut ein paar neue Leckereien, diesmal gefüllte Teigtaschen (Momo) und ein Curry mit Nudeln. Beides eher tibetanische Küche. Unsere Begleiter laben sich an dem typischen Bhat Daal, Reis mit Linsensuppe und einigen Side-dishes wie Gemüse und Curry. Früh geht’s ins Bett, wir frühstücken wohl immer um 7h, das passt gut, gewohnt sind wir ja durch die Zeitverschiebung ohnehin eine frühere Zeit. Jetzt gerade hat es beim Aufschreiben begonnen, wie aus Kübeln zu schütten, das Wellblechdach verstärkt das Tosen, es ist jetzt sogar lauter als der gleich neben uns fließende reißende Strom. Ich werde wohl Oropax brauchen heute Nacht. Die Mosquito Coil brennt fröhlich vor sich hin, mal schauen, ob sie uns die Viecher fernhält, ich habe nämlich leider die das Mückenspray vergessen…

Bhulbhule

Bhulbhule

 

15.7.16   Freitag  Tag 4:  Bhulbhule – Ghermu

Fernsehstars im chinesischen TV!

Hab heute fast königlich geschlafen im Vergleich zu den letzten Nächten, bin nur einmal aufgewacht. Es lebe das Oropax Wachs!

Gleich beim Aufwachen um 6.45h sehen wir zwei schneebedeckte Gipfel, offenbar die Lamjung Berge auf ca. 6980m! Wir haben also tatsächlich Glück, die Sonne tankt sich nach dem gestrigen Wolkenbruch durch! So kanns weitergehen! Wir probieren die Banana Pancakes zum Frühstück, morgen wird’s dann doch eher Chapati mit Curry, ich brauch einfach mehr zum Frühstück.

Gepackt ist auch schnell und wir sind noch vor den angepeilten 8h auf der Strecke! Lang allerdings nicht, da werden wir am neugebauten Wasserkraftwerk beim Staudamm von ein paar Chinesen angehalten mit der Bitte, in ihrem Werbevideo mitzumachen! Sehr lustig finden wir das, und wir lassen uns mit einem Wasser bestechen und breitschlagen, über eine Brücke rüberzuwandern, dabei ein paar Fakefotos zu machen, später dann wild diskutierend und auf den Damm zeigend noch ein paar Fotos vorzutäuschen und dabei aus allernächster Nähe gefilmt zu werden. Wir haben viel zu lachen, auch Tara und Asal sind dabei. Schließlich machen wir noch ein paar Fotos mit den Regisseuren und dem Kamerateam, tauschen ein paar Gefälligkeiten über unsere Länder aus (war ja schon in Beijing, einer von ihnen bei BMW in München) und machen uns dann wieder auf den Weg. Unterwegs begegnen wir drei Schweizer Mädels und einem Burschen aus Lausanne. Sie übernachten heute auch in der Rainbow Lodge in Ghermuphant, dem heutigen Etappenziel.

Wir werden gefilmt für chinesische Dokumentation

Wir werden gefilmt für chinesische Dokumentation

Dokumentation über chinesisches Wasserkraftwerk

Dokumentation über chinesisches Wasserkraftwerk

 

Unbeständiges Wetter und Fotografie-Paradies

6 Stunden dauert unser Wanderpensum und beträgt 300 Höhenmeter, es geht also langsam los, was mir ganz recht ist, damit sich mein Körper an das viele Gehen gewöhnt. Die Kopfschmerzen der letzten Wochen lassen sich zwar nicht ganz abschütteln, aber bei der Schönheit, die uns umgibt, kann ich sie gut ausblenden. Das Wetter gibt heute alles her, Sonne, Sprühregen, ordentlichen Regen, der den Einsatz meines sooo genialen Regenschirms nötig macht, den ich so an den Rucksack anbringen kann, dass ich ihn nicht tragen muss und beide Hände zum fotografieren frei habe. Die Fotos im Regen sind aufgrund der Lichtverhältnisse natürlich optimal, keine Licht-Schattenspiele, und die restlichen Reflektionen kann ich mit dem Polarisationsfilter beseitigen, so dass sich satte grüne Farben zeigen. Manis blauer Rucksackregenschutz bietet einen super Kontrast – ich bin heute besonders gespannt auf die Fotos! Überall wälzen sich Wassermassen in unzähligen Wasserfällen die Berge hinunter, erinnert fast ein wenig an den Milford Sound in Neuseeland nach einem Regenguss. Schmetterlinge begleiten uns ebenso wie Grashüpfer und Grillen und allerlei anderes Insektenvolk. Auch ein neugieriges Erdhörnchen kann ich für ein paar Sekunden erhaschen, leider reicht die Zeit nicht für ein Foto, zu schnell und zu scheu ist das Tierchen. Ein paar Nepalesen lassen sich aber bereitwillig ablichten, die ersten Kinder fragen nach „Sweets“ – der Tourismus hat also auch hier seine Opfer gefunden. Ansonsten muss ich aber sagen, dass ich kaum ein Land kenne, wo so wenig gebettelt und aggressiv feilgeboten wird wie hier. Begrüßungen sind zwar laut Tara auch in den Bergen nicht so wirklich üblich, aber wir fordern es immer wieder mit einem fröhlichen „Namaste“ oder sogar einem „Hallo“ heraus (witzigerweise sagen sie hier auch am Telefon: hallo“) heraus und freuen uns dann über ein gelegentliches Lächeln, ein Nicken bekommen wir immer! 🙂

Zum Mittagessen nehm ich mir heute ein Dhal Bhat, davon darf man nämlich so viel bestellen, wie man mag, und gestern war ich extrem hungrig nach dem Mittagessen. Die Portionen sind halt doch eher was für Menschen mit kleinen Mägen, haha 😀

Es geht sich sogar ein kleines Nickerchen auf der Wiese aus, das tat gut, Kräfte einteilen heißt es hier. Am Abend kommen wir im Dauerregen an, beim Entkleiden stelle ich dann überrascht fest, dass ein Blutegel an meinem Socken klebt, und in der Dusche zeigt sich dann, dass er durch den Strumpf hindurch gesaugt hat. Mani und auch Tara klagen über dasselbe Leid, keine Ahnung, wie die Viecher über den Schuh unter die Hosen gekrochen sind. Schmerzen tut es nicht, aber es hört auch nicht so wirklich auf zu bluten. Heute wasche ich erstmals ein wenig Wäsche, mal schauen, ob es trocknet…

Massagen gegen Kopfweh

Die Vierer-Massage-Kette unserer Schweizer Trekkinggenossen nehmen wir zum Anlass, uns auch gegenseitig den Rücken und Nacken zu massieren. Schaden kann es jedenfalls nicht. Jetzt sitzen wir im Garten, es wird langsam dunkel (meist um ca. 19h) und wir schauen hinüber auf den bisher größten der Wasserfälle direkt gegenüber vom Hostel. Wird also auch heute wieder eine Oropax Nacht. Ein Gecko hat sich im Zimmer breitgemacht, aber wir sind eh inzwischen gewohnt, dass wir uns die Zimmer immer mit der Insektenwelt teilen. Heikel darf man natürlich nicht sein, auch nicht bei Toiletten oder Bad (was meist sogar in einer Einheit vorzufinden ist), es riecht, und warmes Wasser wird es auf dem Trek auch nicht geben. Mein Bart, den ich den Urlaub über mal zum Ausprobieren wachsen lassen will, juckt kräftig und schaut sehr gewöhnungsbedürftig aus. Aber es geht ja auch nicht um einen Schönheitspreis! 😀  Die Haare werde ich auch nicht mehr mit Shampoo waschen, ich möchte die These eines koreanischen Reisekumpels testen, der behauptet, dass nach 3-4 Wochen das Fetten aufhört. Mal schauen! 😀

Land und Leute

Ich erfahre von Asal, dass er zwei jüngere Schwestern und einen jüngeren Bruder hat. Er hat Management studiert, aber aufgehört. Er ist auch verheiratet, wie seine Schwestern. Gleiches gilt für Tara, der sechs Geschwister hat, drei ältere und drei jüngere, bis auf eines ebenfalls verheiratet. Hier wird, wie in so vielen Ländern der Welt, deutlich früher geheiratet als bei uns. In den Dörfern, durch die wir gestern gefahren sind, haben wir gleich drei Hochzeiten gesehen, erkennbar an großen bunten offenen Zelten, unter denen viele Gäste in Hindukleidern sitzen. Ich mit meinen 39 Jahren bin tatsächlich schon ein Opa für nepalesische Verhältnisse. Tja, damit kann ich leben. 😀

Tara hat übrigens Soziologie studiert, er möchte in die Forschung gehen, irgendwas im touristischen Sektor. Aber er macht erstmal seinen Master. Er beginnt erst jetzt, die Arbeit hatte Vorrang aufgrund der Geburt seiner Tochter und der Operationen seiner Mutter, seiner Schwester und seiner Frau. Hier kommen die Kinder häufig für den Unterhalt der ganzen Familie auf, die auf dem Land meist auf dem Feld arbeitet, um für den Eigenbedarf an Nahrung zu sorgen. Wir beobachten heute, wie Reis von der Schale befreit wird, außerdem wird fleißig Gras gesammelt, um dann getrocknet zu werden, bevor damit Dächer ausgebessert werden. Ein hartes Leben hier auf dem Land. Die Dorfbewohner helfen sich immer gegenseitig beim Reisanbau.

Bin gespannt, was wir noch so über die Lebensart erfahren.

Gurkenchili und Massagen

Vor dem Abendessen bereitet Asal noch eine zuvor beim Bauern gekaufte Riesengurke zu, mit einem Dip aus roten und grünen Chili, Salz und Knoblauch – hallelujah, scharf! Aber superlecker!! Das muss ich mir merken! Wir plappern ein wenig mit den vier Schweizern, die recht nett zu sein scheinen, sie bilden eine Massagekette und wir erneuern unser Vorhaben, auch uns gegenseitig zu massieren. Mani startet, ich lege nach, es tut gut und hilft auch hoffentlich etwas. Die Kopfschmerzen der vergangenen Wochen tauchen ab und an auf, ich schiebe es weiter auf die Rückenverspannungen, die Mani auch wieder deutlich spürt. Allerdings steht er mir da in überhaupt nichts nach, sein Rücken ist wie Beton.

Insektenparadies

Der restliche Abend inklusive Abendessen steht im Zeichen von nie gesehenen Insekten und natürlich Moskitos. Die Schweizerinnen und Mani ekeln sich gewaltig vor den riesigen Spinnen, die überall sitzen und aus dem Nichts auftauchen, weil die Räume kein bisschen abgedichtet sind. Motten und Schmetterlinge fliegen herum, Stabheuschrecken, Geckos und anderes Geviech gesellen sich dazu. Wir haben viel zu lachen. Allerdings nur, bis mich in der Nacht dann Moskitos durch den Seidenschlafsack hindurch in die Knie stechen, es juckt wie verrückt, also ziehe ich eine lange Trekkinghose an, schwitze daraufhin wie ein Schwein und liege ewig wach. Dann stechen sie mich in die letzten verbleibenden freien Körperteile, meine Hände und mein Gesicht. Also muss ich die auch noch irgendwie verbergen. Nicht lustig. Die Nacht war jedenfalls zum Vergessen.

Mani´s "Monsterspinne" verspeist einen Falter

Mani´s „Monsterspinne“ verspeist einen Falter

Unidentifiziertes Insekt

Unidentifiziertes Insekt

16.7.16   Samstag    Tag 5:  Ghermu – Tal

Heute waren gefühlt ein paar Kilometer und Höhenmeter mehr zurückzulegen, aber es ist nach wie vor gut erträglich, da wird noch deutlich schwierigeres auf uns warten. Der Vormittag startet wieder sonnig, wir marschieren lange am Fluss entlang, der uns noch sehr lange begleiten wird. Nach dem Mittagessen setzt dann zunächst wieder Nieselregen ein, der sich dann langsam steigert, und jetzt, nachdem wir angekommen sind in „Tal“, sich wieder in Kübeln über die Gegend ergießt. Unterwegs waren viele Moränen zu sehen, häufig mussten wir über die Geröllmassen herüberklettern, die den Weg verschüttet haben. Andere Strecken sind gar unbegehbar.

Blutegel

Heute machen mir die Blutegel zu schaffen, die kleinen Sauger sind extrem schnell, sitzen unter Gräsern oder Blättern oder in Pfützen, und sobald man durchgeht oder die Pflanzen berührt, packen sie zu und beißen sich im Schuhmaterial fest oder schlängeln sich in Windeseile über den seitlichen Sohlenteil nach oben zum Fußballen oder in Richtung Hose. Einen habe ich von außen abgezogen, der war schon halb durch die Hose durch. Die anderen habe ich entweder noch auf dem Schuh erwischt, einer war halb durch eine Öse durch in den Schuh hinein. Und das ganze dauert kaum zwei-drei Sekunden, so schnell sind sie, ich habe sie nämlich immer sofort entdeckt.

Angekommen bei unserer Unterkunft hat es dann doch einer unentdeckt geschafft, mein Socken ist wieder blutig, diesmal das andere Bein. Tja, ein wenig Verlust ist wohl immer. Aber ich gestehe, ich möchte da noch gelassener werden, denn mich stressen die blöden Viecher schon ganz schön her, möchte meine Aufmerksamkeit lieber auf die schöne Umgebung richten als auf meine Schuhe, wenn es regnet.

Blutegel, der mir durch den Socken Blut absaugt

Blutegel, der mir durch den Socken Blut absaugt

Wilder Hanf

Heute habe ich einen wunderschönen schwarz-blauen Schmetterling von stattlicher Größe fotografieren können. Eine Kröte und ein Gecko waren auch dabei. Darüber hinaus sind tolle Schüsse von den Wasserfällen und Schluchten gelungen, die von Gischt und Nebel umgeben sind. Erstmals haben wir heute wilden Hanf entlang des Weges gesehen, teils kopfhoch! Der Geruch ist angenehm, ich kenne so einige Menschen, die sich hier im Paradies wähnen würden 😀

Schmetterling im Anflug

Schmetterling im Anflug

Mani im Hanffeld

Mani im Hanffeld

Ehe in Nepal

Mit Tara habe ich mich unterhalten über seine Frau, die wohl eine Freundin seiner Schwester war, und die er über Facebook gesehen und angeschrieben hat. Sie war seine erste Frau, er hat sich vorher gewehrt und aufgespart – ungewöhnlich und höchst romantisch, wie ich finde. In Nepal gibt es wohl seit kurzer Zeit auch Scheidungen, und die Rate nimmt kontinuierlich zu. Früher hat man sich wohl selten getrennt. Außerdem sprechen wir über Alkoholkonsum, der hier deutlich geringer ist, aber auch im Zunehmen begriffen ist, vor allem bei der jüngeren Generation.

Heißes Wasser und feuchte Kleidung

Am Nachmittag im Marsyangdi Hotel erwartet uns eine schöne Überraschung – es gibt heißes Wasser! Zwar funktioniert der Duschkopf nicht, aber ein großer Blechbottich steht darunter und ein kleines Eimerchen, mit dem ich glücklich das warme Nass auf mich schütte, um den Schweiß der letzten Stunden abzuwaschen. Mein Shirt behalte ich heute gleich an, auf der Haut trocknet es deutlich schneller. Denn der Nachteil dieses Klimas ist, dass nichts so richtig trocken wird. Auch meine Wäsche von gestern nicht. Auf den Rucksack geschnallt hat es zwar in der Sonne etwas Feuchtigkeit verloren, aber es bleibt klamm und hängt jetzt hier im Zimmer mit weiterem Zeugs, das nicht minder feucht ist. Tara hat es ganz übel getroffen, er hatte eine undichte Stelle im Rucksack und alle Klamotten sind nass geworden. Wir müssen dringend eine Wäscheleine besorgen, denn es gibt auch nicht viel zum Aufhängen, und draußen wird es noch weniger trocken.

Yoga zum Lockern

Heute mache ich ein wenig Yoga und Dehnübungen, um die Muskulatur flexibel und geschmeidig zu halten, meine Beine und mein Rücken werden noch viel zu leisten haben.

Erstmals ist auch Zeit, ein paar Fotos anzuschauen und auszusortieren.

17.6.16    Sonntag    Tag 6:    Tal – Timang

Nasse Füße und Massagen

Heute Nacht bin ich nur ein Mal wachgeworden, ein Segen! Recht fit starten wir in den Tag. Unser heutiges Ziel liegt ca. 900m höher als unser gestriges, Temang heißt das verträumte Örtchen inmitten von Bergen mit Blick auf ein paar 7000-8000er (bei klarer Sicht versteht sich) auf 2600m Höhe. Wir erreichen es heute im Nebel, daher auch leider keine Sicht für uns. Der Tag verlief bis hierhin recht unspektakulär, vielleicht mit einer Ausnahme,  nämlich als Mani im Übermut durch einen der Sturzbäche hindurch gewatet ist in der irrigen Annahme, er könnte dabei trockene Füße behalten. Haha, das hat noch den ganzen Abend für eine Menge Lacher gesorgt! Beim Mittagessen habe ich schon eine göttliche Massage von Tara an meinen Unterschenkeln und der Achillesferse bekommen, der Junge versteht was davon, tat richtig gut. Allerdings war das noch kein Vergleich zu der Massage, die ich dann am späten Nachmittag bekommen sollte!! Oh Mann, da hats nur so gekracht in meinem Rücken! Hat mich stark an traditionelle Thaimassagen wie im Wat Poo erinnert. Ich hatte mich erst für die Mittagsmassage revanchiert mit einer Rückenmassage, Tara bot mir dann erneut eine Runde an, da konnte ich nicht nein sagen. Will unbedingt von ihm lernen, plane, mal mitzufilmen, wenn er Mani massiert, und gleich mal mitzuprobieren.

Kochen mit den einheimischen Gurung

Auch heute gabs wieder eine heiße Dusche, wir werden echt verwöhnt. Aber das absolute Highlight war der Abend! Ich hatte Tara gebeten, mit in die Küche zu dürfen, um beim Kochen zuzuschauen, und außerdem ein wenig vom Alltagsleben mitzubekommen. Schließlich ist die Küche doch immer der Mittelpunkt allen Geschehens. Und so sollte es auch heute sein. Wir haben zugesehen, wie „Mo:mo“ hergestellt werden, nämlich aus Reismehl und Wasser, daraus wird ein Teig gerollt, in den dann klein geschnittenes und gewürztes Gemüse hineinkommt oder Thunfisch oder ähnliches. Dann wird es in einem riesigen Dampfgartopf dampfgegart. Reis wird in einem Hochdruckkochtopf gegart. Und für das Curry werden Zwiebeln und Knoblauch mit Chilipulver und Currypulver angebraten im Öl, dann das Gemüse kleingeschnitten hinzugefügt, schließlich etwas Wasser hinzugefügt. Es hat auch heute wieder sooo lecker geschmeckt!! Mani hat gebratenen Reis mit Käse genommen, was auch sehr lecker war. Der Käse stinkt ordentlich, schätze er ist von der Ziege oder vom Yak. Wir haben mit den Händen gegessen, und durften in der Küche bleiben dabei. Später haben dann auch die Frauen und Mädels mitgegessen. Retu, 17  Jahre, Nani, die Mama, Dina, Sunny – zwei Kleinkinder, Onita, Mama von Dina, 22 Jahre. Wir haben viel gelacht, viele Fragen gestellt, lustiges vom Tag erzählt, während Mani seine Schuhe über dem Herd zu trocknen versucht hat. Ritu kann ein wenig Englisch, Nani hat auch etwas von den Touristen gelernt. Die Kleinkinder haben Spaß an meinem Handy, die kleine Daina kennt sich mit ihren 3 Jahren super aus und schaut ein Foto und Video nach dem anderen, vor allem von meinem  6 Monate alten Patenkind, wie es lacht und albert. Lachkrämpfe haben wir bekommen, als Tara Mani auf den Arm genommen und nachgeäfft hat. Wir haben nämlich „Roksi“ bekommen, einen Mais/Reis- oder Buchweizen Schnapps, auch wenn Tara meinte, es wäre ein Wein. Mild war er, ja, aber dennoch mit 30 Prozent Alkohol. Hat geschmeckt, wie ein Marillenschnapps mit Wasser aufgegossen. Manis Grimasse dabei war wohl so lustig, dass Tara ihn damit noch eine Weile aufziehen wird. Retu muss täglich 1,5 Stunden nach Chame zur Schule gehen, und dieselbe Zeit wieder zurück. Unfassbar für uns. Tara hat erzählt, wie er im Streit mit seiner Frau einfach zum Tanzen beginnt, und sie so aus ihrer Wut herausbringt. Es gab so viel Situationskomik, die leider hier gar nicht wiederzugeben ist, aber ich habe lange nicht mehr so herzhaft und ausgelassen gelacht!! Ganz zum Schluss haben Mani und ich dann noch ein Henna Tatoo auf die Handflächen gemalt bekommen, auch das war sehr spaßig. Ich glaube, siehalten uns für ein wenig verrückt, aber das ist egal, es war sicher für alle eine schöne und witzige Erfahrung. Mani und ich möchten natürlich häufiger solche Abende, und ich hoffe sehr, dass dies möglich sein wird, denn nur so kommen wir hier den sehr schüchternen Leute näher. Das Volk der Gurung hier ist jedenfalls zurückhaltend, aber sie lachen dennoch gerne. Das größte Hindernis ist die Sprache. Zum Glück ist Tara sehr aufgeschlossen und scheut sich nicht, auch die Einheimischen miteinzubeziehen. Er ermutigt uns auch immer wieder, einfach zu machen, statt zu zaudern, ob es höflich ist oder erlaubt.

Dieser Abend wird für mich jedenfalls lange in Erinnerung bleiben, wir riechen zwar jetzt wie geräucherte Fische, aber das wars wert!!

18.6.16   Montag Tag 7: Timang – Lower Pisang

In der Früh nochmal gemütliches Beisammensein in der Küche. Habe eine Pilz-Nudelsuppe gegessen, die frischen Pilze sind super, die Suppe leider nur aus der Packung. Die kleine Sunny macht Aufgaben, lernt schon Englisch, hier geht man früher in die Schule (mit 5 Jahren) als bei uns. Wir packen unser Zeugs noch, und dann heißt es verabschieden von Nani und co. Mein gewaschenes Leinenhemd ist watschnnass, Manis Sachen sind auch nass, inklusive seiner Schuhe.

Gestern schon haben wir deutlich mehr Nadelbäume auf dem Weg gehabt, heute prägen sie vollends das Landschaftsbild. Leider gibt’s immer noch null Aussicht, wir erkennen seit zwei Tagen nicht mehr den Gipfel der „Hügel“, wie Tara sie nennt (bei 5000m Höhe spricht bei uns wahrlich keiner mehr von Hügel…). Alles ist im Nebel verborgen. Die NATT Wege, die wir eigentlich gehen wollten, sind leider nicht wirklich begehbar, zu groß die Pfützen, Sturzbäche, Erdrutsche. Also latschen wir weiter auf der ungeliebten Straße herum, naja, was man so Straße nennen kann. Dafür kommen wir schnell vorwärts. Gottseidank gibt es ein paar kleinere Waldwege, die richtig romantisch anmuten. Hier ist es auch still, der Fluss ist nur in einiger Entfernung hörbar.

Obwohl wir heute auch wieder knapp 6 Stunden gehen, ist das Tempo deutlich höher, und die Anstrengung ebenfalls. Das liegt allerdings an der täglichen Belastung. Meine Achillesfersen und Fersenbeine schmerzen abartig, aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Irgendwann laufe ich im Automatik-Schmerzverdräng-Modus. Wir kommen an einer Apfelplantage vorbei auf 2700m, offenbar machen die im Jahr 5 Mio Dollar Umsatz. Faszinierend, dass auf der Höhe bei den Temperaturen noch Äpfel gedeihen. Es ist hier schon deutlich kälter, auch wenn ich weiter im Tshirt laufe, weil ich nach einer Weile ohnehin immer schwitze. Als wir irgendwann ankommen, habe ich ein wenig Kopfweh und phasenweise Schwindelgefühle. Aber ich werde mich schon akklimatisieren.

Für heute steht schlafen, Fotos checken und entspannen auf dem Programm…

Wald bei Timang

Wald bei Timang

Landschaft nahe Lower Pisang

Landschaft nahe Lower Pisang

19.7.16  Dienstag Tag 8:  Lower Pisang – Ngawal

Wieder so eine schlafarme Nacht. Ich habe Kälte erwartet, weil wir ja nun doch schon auf 3600m sind, stattdessen war Schwitzen angesagt. Entsprechend habe ich nacheinander die lange Hose und den Schlafsack entfernt, weil die Decke eh schon so geheizt hat und wir bei geschlossenen Fenstern Wärme produziert haben, die aufgrund der soliden Bauweise des Zimmers ausnahmsweise nicht gleich verloren ging. Die Kopfschmerzen sind zurück, stärker als zuvor, frage mich natürlich, ob sie mit der Höhe zusammenhängen oder mit meinem Nacken. Tara massiert mir den Kopf und Nackenbereich beim Atlasgelenk und bewirkt damit, dass ich nur noch ganz wenig Spannung spüre – herrlich!

Der heutige Tag wird chillig, knappe 5 Stunden liegen vor uns, 1 Stunde davon bergauf. Im Vergleich zu gestern deutlich weniger Kilometer. Wir lassen uns entsprechend Zeit, denn es gibt viel zu sehen und fotografieren. Schon kurz nach Überquerung der Brücke in Richtung Upper Pisang sehen wir dann den Annapurna II durch die Wolken blitzen! Yieeehaaa! Mani ist ganz aus dem Häuschen und auch ich verleihe meiner Freude lautstark Ausdruck. Ich beobachte lange und warte, bis sich die Wolken noch etwas weiter öffnen. Leider ist es kaum möglich, brauchbare Fotos zu machen, weil der Berg vor dem Annapurna im Finsternen liegt und die dunkelgrünen Nadelbäume einen zu starken Kontrast zu den weißen Wolken und dem schneebedeckten Gipfel sowie dem Gletscher bilden. Aber es ist in meinem Kopf gespeichert 😉

Immer wieder über die Schulter blickend setzen wir schließlich unseren Weg fort. Heute säumen unzählige in allen Farben schimmernde Wildblumen den Weg. Auf den Feldern sind Buchweizen und Gerste zu finden. Wir passieren die Dörfer …. Die mit ihren Steinhäusern ganz im Zeichen Tibetanischer Architektur stehen. Überall sind die typischen Gebetsflaggen und Stupas, Gebetsglocken und Opfergaben aus Reis. Auch wird fleißig Wachholder verbrannt, dessen rauchiger Duft die Luft erfüllt.

Ich halte oft an, um Fotos zu schießen, immer wieder in der Hoffnung auf bessere Lichtverhältnisse. Die Sonne brennt auch hier oben immer noch heiß, ich habe am rechten Arm einen kleinen Sonnenbrand. Auch im Gesicht haben wir schon gestern Farbe bekommen, trotz Regens, Wolken und permanentem Laufen unterm Regenschirm. Meine Achillesferse ist besser, ich hoffe, es ist die Gewöhnung an die Belastung. Denn es stehen die ganz harten Tage ja noch bevor.

Die Höhe ist jetzt deutlich spürbar. Selbst im Hotel ist jede Treppenstufe anstrengend. Aber wir machen uns gut, sagt Tara, er hat keine Zweifel, dass wir den Rest easy schaffen.

In Ngawal angekommen wartet eine köstlich heiße Dusche auf uns, außerdem wieder ein tolles Zimmer mit grandiosen Ausblicken. Vielleicht erhaschen wir ja noch klarere Blicke auf die Annapurnas in den ganz frühen Morgenstunden… Heute ist nochmal Waschtag, weil hier alles schneller zu trocknen scheint, es geht ein ordentlicher Wind. Ich hoffe, heute kann ich besser schlafen…

Abends haben wir wieder einmal die Küche unsicher gemacht, es wird immer lustiger mit Asal und Tara, wir albern sehr viel herum. 🙂  Strom und Internet haben funktioniert, erste Fotos konnte ich raufladen, außerdem habe ich einiges sortieren können. Die Zeit wird zuhause ja doch dann wieder fehlen. Schlafen gehen wir wieder recht früh, kaum 21h ist es, als ich den Laptop endlich ausschalte.

 

20.7.16  Mittwoch  Tag 9:  Ngawal – Manang

Geschlafen habe ich zwar besser als gestern, aber auch hier hat mir die Höhe zu schaffen gemacht. Ich merke im Vergleich zu Mani, dass ich deutlich langsamer und weniger tief atme, das wird wohl der Grund sein für den gefühlten Sauerstoffmangel und den Druck auf der Brust. Schon Treppensteigen löst hier manchmal Schwindelgefühle aus. Wenn ich dann tief einatme ein paar Mal, geht’s wieder. Aber es ist schon ein ungutes Gefühl, ich kann gut nachvollziehen, wenn Leute dabei Panikattacken bekommen.

Gletschersee Manang

Wir gehen heute kaum 3 Stunden bis nach Manang. Mani und ich diesmal Seite an Seite, über alte Serien und Filme schwärmend. Die Landschaft mutet hier ein wenig an wie der wilde Westen. Karge Felsen, ein paar Bäume und Wildblumen oder Gräser, linker Hand der Fluss. Das wiederum erinnert uns an unsere Westernhelden. Es ist heute ein eher gemütlicher Spaziergang, aber gut zum akklimatisieren. In Manang angekommen, sortiere ich ein paar Fotos und döse ein bisschen. Nach dem Mittagessen (Mani hat erstmals einen Veggie-Burger gegessen, superlecker!), machen wir einen Spaziergang rüber zu einem Eissee, der letztlich Ausläufer des Gangapurna Gletschers ist, den wir aus den Wolken heraus immer mal wieder sehen können. Die Sonne scheint, es ist sehr windig, aber angenehm. Wir werfen mit Tara und Asal Steine um die Wetter, lassen sie auf dem See hüpfen oder suchen uns Ziele.  Auch hier sind wieder spektakuläre Fotos möglich, bin sehr gespannt, sie gleich im Großformat zu sehen. Wir treffen auch die Schweizer, die schon morgen zum Tilicho See aufbrechen, während wir noch einen Abstecher zum Ice-Lake machen auf 4600m Höhe.

 

Hochgebirgspanorama im Sonnenuntergang

Am frühen Abend passiert dann das so Ersehnte und doch für so unmöglich Gehaltene: sukzessive macht der Himmel auf und gibt ALLE Berge frei, die von hier aus sichtbar sind!!! Tilicho Peak, Annapurna 3, 4 und 2, Gangapurna und Manaslu!! Den ersten 8000er meines Lebens gesehen und auf Foto gebannt! Und als sei das alles nicht genug, gönnt uns Petrus auch noch einen gigantischen Sonnenuntergang!! Die Kamera ist nicht mehr still gestanden! Da werd ich jetzt ewig dran sitzen auszusortieren…  aber das ist es mir wert!! So tolle Schnappschüsse!!! Wir sind beide total glücklich, es ist schon überwältigend, dieses Naturschauspiel zu beobachten und ehrfürchtig, diese schneebedeckten Giganten zu betrachten!

Mit uns staunen Carol, Mathilde, Julie und ihr Freund. Alle sind happy, auch Tara und Asal.

Zum Abendessen gönne ich mir einen Veggie Burger in Chapati Brot, sehr lecker schmeckts! Dann mache ich mich nochmal aufs Dach auf, um vielleicht ein paar Sterne zu fotografieren, aber es hat schon vollkommen zugezogen. Man kann ja nicht alles haben 😉  Jetzt lade ich die Fotos noch auf den Computer rauf. Der Rucksack für morgen ist schon gepackt, der Ice-Lake kann kommen!

Gute Nacht!

21.7.16   Donnerstag    Tag 10:   Manang – Ice Lake – Manang

Spaßkämpfchen am Icelake

Die Nacht war leider wieder zum Vergessen, kaum geschlafen. Aber die Jungs schaffen es immer schon beim Frühstück, die Laune derart anzuheben, dass die Müdigkeit schnell verfliegt. Bei einem Durchschnitt von 4-5 Stunden Schlaf wundert mich wirklich, dass ich keine stärkeren Müdigkeitssymptome aufweise. Aber ich freue mich drüber 😉

Wachholder, Yaks und ein Haufen Exkremente

Der Aufstieg zum Ice-Lake von 3450m auf 4600m am heutigen Tag ist deutlich der anstrengendste bislang. 3 Stunden 15min brauchen wir, bis wir die knapp 1200 Höhenmeter überwunden haben. Damit sind wir allerdings auch sehr gut in der Zeit. Zunächst geht es durch Manang und dann über ein Feld von Sturzbächen, das sich zu Hochzeiten wohl als Fluss präsentiert. Dann haben wir schon einen tollen Blick auf den Gletschersee des Gangapurna. Irgendwann verschwinden wir im Nebel, der sich aber oben dann schnell wieder lichtet und kleine Plateaus freigibt, die aus kurzgefressenem Gras bestehen. Weiter oben dann dominieren Wachholderbäume und stachelige Sträucher die Vegetation. Überall laufen Wanzen und Käfer herum, aber auch viele Vögel zwitschern hier oben. Ich hätte es mir karg vorgestellt, aber eigentlich ist alles grün, bis hinauf zum See. Es gibt nur wenige staubig steinige Passagen. Auch Wildblumen wachsen immer wieder hier und dort. Die Temperaturen sind wieder so, dass ich schnell das langärmelige Shirt ausziehe und mit Tshirt weitergehe. Kurz tröpfelt es mal und der Wind frischt auf, aber auch die Regenjacke ist schnell wieder ausgezogen. Wege gibt es nicht, allenfalls Trampelpfade. Das macht das Ganze aber auch wieder aufregender. Überall ist Ziegen- und Yakkot, unfassbar, wie viel diese Tiere produzieren, wir rennen eigentlich seit Tagen durch Minenfelder von Ausgeschiedenem, zuerst von Eseln und Ziegen, jetzt von Yaks und Ziegen. Die Yaks ziehen sich zu dieser Jahreszeit in die höchsten Lagen zurück, kein Wunder, mit ihrem zottigen Fell würden sie auch heftigst schwitzen.

 

Yaks

Oben am See angekommen sehen wir sie dann auch, weithin hörbar durch ihre Glocken. Es ist hier still, eine Seltenheit in dieser Region, die durch das Rauschen von Flüssen und Sturzbächen bestimmt ist. Wir machen ein Picknick und schauen den Enten zu, die hier oben gastieren. Der See selbst ist nicht spektakulär und auch nicht groß, aber er markiert den höchsten Punkt, den Mani und ich je auf dieser Erde mit eigenen Füßen erklommen haben. Eine stolze Zahl, da könnten wir schon dem Mont Blanc von Angesicht zu Angesicht entgegentreten.

Die Leichtigkeit des Adlers und die Schwere unserer Beine

Der Abstieg ist dann natürlich erheblich schneller, gestaltet sich aber vor allem für Knie und Oberschenkel als Herausforderung. Ich bin heilfroh über die Trekking Stöcke, sowohl beim Herauf- als auch beim Heruntergehen erweisen sie sich wieder als hilfreich. Ich bin sicher, dass ich sonst morgen vor lauter Muskelkater nicht gehen könnte. Und uns stehen ja doch noch einige sehr anstrengende Tage bevor. Trotzdem wird dieser Ausflug seinen Tribut fordern, ich spüre es jetzt schon, da werden heute noch einige Stretching Übungen gebraucht, um den Schaden in Grenzen zu halten.

Kurz vor der Ankunft in Manang prescht ein riesiger Adler über uns hinweg. Er ist so schnell, dass ich trotz geistesgegenwärtigem Griff zur Kamera keine Chance habe, ihn zu filmen. Weit in der Ferne sehen wir ihn kreisen. Vielleicht sehen wir ihn ja am Tilicho See wieder.

Jetzt ist Wunden lecken angesagt, nach einer heißen ausgedehnten Dusche und einem kurzen Nap mache ich die Beine lang, kuschle mich in die Decken und schaue mir Fotos an. Die externe Festplatte verweigert leider seit gestern jegliche Datenaufnahme, obwohl genug Speicherplatz da wäre. Es lässt sich nicht einmal etwas löschen, weil sie den Dateipfad nicht erkennt. Keine Ahnung, was die Technik da wieder hat, es geschieht in letzter Zeit so häufig, dass ich mich gar nicht mehr aufrege. Ich muss halt die besten Fotos über den USB Stick und verkleinert sichern. Die SD Karten sind nämlich fast voll.

22.7.16    Freitag   Tag 11:    Manang – Tilicho Base Camp (4100m)

Im Regen geht’s heute los zum Tilicho Base Camp. Geschlafen habe ich etwas besser als sonst, ca. 6 Stunden. Es geht gut vorwärts, wir sind recht flott unterwegs und erreichen unseren Lunch-Point schon um halb 11h. Eine Suppe und dann wollen wir weiter. Die letzten zwei Stunden geht’s durch Erdrutschgebiete, eine unfassbar schöne Szenerie mit schmalen Felsen, die aus dem Boden ragen und wie Cathedral Termitenhaufen aussehen, die ich noch aus Australien kenne. Bin gespannt auf die Fotos. Wir lernen auf dem Weg Emma aus Belgien und Seb aus Würzburg kennen, außerdem begegnen wir Annabelle und Chris aus Pennsylvania. Der Regen ist heute hartnäckig und begleitet uns bis zum Schluss. Das kann morgen was werden, wenn es so weiterschifft und wir rauf zum Tilicho Lake kommen.

Im Basecamp stellt sich heraus, dass wir kein Zimmer mehr kriegen, aber Annabelle und Chris geben ihrs auf und schlafen bei zwei Franzosen, die sie schon länger kennen. Alle helfen zusammen, es ist voll fein, schöne Atmosphäre. Auch die Schweizer treffen wir hier wieder, sie bieten uns auch ein Bett an oder Platz für eine Matratze auf dem Boden. So nett alle hier….

Nach dem Essen gibt’s für Mani und mich eine Massage von Tara, wieder sooo gut!!!

Jetzt chillen wir alle in der Dining Hall bei ein wenig Roksi. Gehen früh ins Bett weil es morgen früh aufstehen heißt! Lernen noch Dani aus Israel und Damien aus Belgien sowie Shaunessy und Gerome aus Kalifornien kennen.

23.7.16   Samstag   Tag 12: Tilicho Base Camp – Tilicho Lake – Shri Kharka

Vernebelter Blick in Eiseskälte auf den Tilicho See

Um 4.30h stehen wir auf, kein Problem für mich, da ich schon sehnsüchtig auf den Wecker gewartet habe, denn ich konnte schon wieder nach 23.30h nicht mehr schlafen. Es ist zum Verzweifeln. Aber auch heute schaffen Mani und unsere beiden Nepalesi es, mich schnell aus dem Stimmungstief herauszuholen. Um 5.45h geht’s dann los zum Tilicho Lake auf 4920m. Der Anstieg ist wieder sehr heftig, zusätzlich macht das Wetter das Ganze zu einem richtig unangenehmen Ereignis. Es regnet und ist sehr kalt, meine Hände sind oben Eiszapfen, die Handschuhe helfen nichts. Die Sicht ist so schlecht, dass wir nicht mal den ganzen See überblicken können, geschweige denn den Gipfel vom Tilicho Berg oder seine Gletscherzunge. Außerdem ist es so unangenehm feucht und kalt, dass wir zügig wieder absteigen. Mani hat einen Schwindelanfall, aber es geht schnell wieder besser. Der Aufstieg hat kaum 2 Stunden 20min gedauert, uns begegnen alle anderen Trekker, die sich mehr Zeit gelassen haben, aber nicht minder verfroren und nass sind. Da lob ich mir meinen Schirm, denn wenigstens bin ich trocken. Damien ist der Einzige, der kurz nach uns den See erreicht hat und in einem Mördertempo 40min schneller oben war als wir. Cool war eine kurze Begegnung mit einem Hasen, der im Vergleich zu unseren daheim doch eher klein war, aber dafür schnell genug, um meiner Kamera zu entkommen. Zurück im Base Camp packen wir zusammen, essen noch kurz was und sind dann schon unterwegs nach Shri Kharka, das wir auf dem Weg zum Basecamp schon einmal durchlaufen haben. Der Weg dorthin gestaltet sich sehr entspannt, die Temperaturen sind wieder raufgegangen und der Regen hat aufgehört. Ich kann mir Zeit nehmen fürs Fotographieren und für ein gutes Gespräch mit Tara, u.a. über gesellschaftliche Ansprüche und Erwartungen in unseren Ländern. Gut finde ich, dass er und Asal den Löwenanteil des Preises, den wir für sie zahlen, einstreichen dürfen. Der Arbeitgeber nimmt nur 15 %. Dennoch ist es ein schwieriges Business, weil man als Guide kaum 100 Tage im Jahr beschäftigt ist.

Tara fragt mich, was es kosten würde, eine Webseite aufzusetzen. Ich beschließe kurzerhand, ihm eine Homepage zu verschaffen und dafür finanziell aufzukommen, es geht nur um etwas ganz Simples. Und er ist auch immer für uns da, gibt uns Massagen usw. – er hat es sich redlich verdient. (hier findet Ihr seine Seite: http://trekkingguidetararai.heikosadventures.com/ )

Angekommen in Shri Kharka wird erstmal gewaschen, geduscht und dann gedehnt, wir chillen bei Musik mit den anderen im Innenhof und essen dann gemütlich. Mit den Schweizern spiele ich etwas Karten, dann lade ich noch ein paar Fotos rauf, und schon ist der Tag wieder herum.

 

24.7.16   Sonntag Tag 13:  Shri Kharka – Yak Kharka

Der König der Lüfte

Es ist unglaublich, aber schon wieder vermag ich es nicht zu schlafen. Entweder ist es das Atmen, das mir schwer fällt, oder die Temperaturen von Kälte und Hitze, die ich nicht regulieren kann, oder mein Kopf, der nicht still steht. Außerdem muss ich wieder zweimal aufs Klo. Ich merke erstmals heute, dass mir Energie fehlt. Ausgerechnet, wo es auf den Höhepunkt zugeht.

Der Appetit lässt auch etwas nach. Mein Rücken schmerzt, selbst mit Taras Massage ist da heute nichts zu machen. Wir starten dennoch wieder früh, machen aber auch schnell Pause, weil Adler über uns kreisen und ich mir diesmal einen guten Schuss nicht entgehen lassen will. Außerdem grasen Yaks und auch Bluesheep in der Nähe. Von allen bekomme ich ordentliche Fotos rein, so dass mein Fotographenherz befriedigt ist und ich entspannt den Weg fortsetzen kann. Heute ist kein so anstrengender Tag, wir lassen es auch langsam angehen und halten häufiger an. Die Sonne scheint, es werden Ausblicke auf Gangapurna und Annapurna 3 und 1 geboten, was uns natürlich glücklich macht. Heute muss die Sicht auf dem Thorung La richtig gut sein. Wir beten, dass es auch übermorgen so sein wird, wenn wir ihn überqueren. Das gestrige Erlebnis hat doch gezeigt, dass der Genuss schon mit dem Wetter steht und fällt. Erstmals sehe ich heute Birkenbäume, deren Haut sich stark pellt. Immer wieder faszinierend, wie sich die Landschaft doch nochmal ändert, auch wenn ich glaube, schon alles gesehen zu haben.

Schließlich kommen wir noch deutlich vor den angepeilten vier Stunden in Yak Kharka (ins Deutsche übersetzt so viel wie „Yak-Ort“) an. Hier gönnen wir uns erstmals ein Yak Steak, das uns stark brutzelnd und voll durchgebraten serviert wird. Der Geschmack ist anders als bei allen bisherigen Steaks, und lieber wäre es uns natürlich halb durch, aber angesichts der schwierigen Lagerung von Fleisch hier in dieser abgelegenen Gegend ist es vermutlich das Beste, dass das Fleisch ganz durchgegart ist. Wir finden es jedenfalls trotzdem lecker. Nach und nach treffen unsere Trekking Kumpanen ein und alle dösen ein wenig in der stark brennenden Sonne, deren Kraft wir nicht unterschätzen wollen, weshalb wir für Kopfbedeckung und ausreichend Sonnenschutz sorgen. Der Wind bläst dazu heftig. Wir nutzen es erneut für eine Wäsche von ein paar Dingen, es wird wohl die letzte vor dem Urlaubsende gewesen sein. Die Merinowollensocken und –shirts haben sich vollkommen bezahlt gemacht, sie trocknen schnell, stinken nicht und halten auch drei durchgehende Tage auf der Haut aus, ohne wie üblich durchdringende Gerüche zu verbreiten.

Dann versuche ich es wiedermal mit einem Schläfchen, es wird daraus ein kleiner Nap, mehr nicht. Den Rest des Tages verbringen wir mit Fotos sortieren und Karten spielen. Heute habe ich gemerkt, dass ich beim Gehen schon viel ruhiger bin als die anderen Tage, in denen ich noch irgendwie getriebener war. Der Urlaubsgenuss als Prozess ist also steigerbar, was mich freut. Dass wir seit Manang kein Wifi mehr haben, steigert die Wahrscheinlichkeit nochmal. Der Nachmittag besteht aus Sonnenbaden und Tee Trinken. Am Abend beginnen wir, die Texte für Taras Webseite aufzusetzen.

Wir lernen noch Thilo kennen aus Leipzig, der in Bangkok wohnt, dort 2 Jahre als Finanzexperte mit großen Summen 14 STd. täglich gearbeitet hat, um jetzt als Fußballlehrer an verschiedenen internationalen Schulen zu arbeiten. Er hat gerade in Kathmandu in Khopan eine einwöchige Schweigemeditation durchgezogen.

 

25.7.16    Montag    Tag 14:   Yak Kharka – Thorung La Highcamp

Thorung La Base Camp

Heute ist der harte Aufstieg zum Thorung La Basecamp, wir bewältigen ihn in kaum 3 Stunden. Allerdings stehe ich kurz vor Krämpfen, obwohl ich es bergauf langsam angehen lasse. Im Basecamp angekommen steigen wir noch weiter herauf auf einen Hügel und bestaunen das tolle Panorama. Wir sehen den Chiulu und den Annapurna sowie andere Peaks, die keine Namen haben, weil sie trotz ihrer 6000m „nur“ Hügel sind in den Augen der Nepali.

Dann fängt es wie aus dem Nichts richtig heftig an zu regnen, wir flüchten uns in den Speisesaal der Unterkunft, wo schon die Schweizer ihr Mittagessen zu sich nehmen. Das Mixed Curry sowie die Maccaroni mit Thunfisch, Ei, Gemüse und Käse sind hervorragend. Danach gibt uns Tara nochmal eine Ganzkörpermassage. Herrlich! Auch wenn bei meinem Rücken Hopfen und Malz verloren sind.

Jetzt werden wir uns im Speisesaal wärmen, den Blue Sheep zuschauen und entspannen. Habe jetzt schon Angst vor der Nacht, es ist eiskalt und windig und zieht und die Luft ist echt dünn…

Es ist noch ein gemütlicher nachmittag / Abend, Annabelle und Chris helfen mir, den Text für Taras Webseite zu pimpen, wir spielen Karten mit Julie und Carole, quatschen mit dem Rest vorm Ofenfeuer und verabschieden uns dann in unsere Eishöhlen.

 

26.7.16 Dienstag   Tag 15:   High Camp – Thorung La Pass – Muktinath

Problemlos den höchsten Punkt unseres Trips erreicht – Thorung La Pass auf 5416m!

Heute ist also der große Tag, Aufstieg auf die Rekordhöhe von 5416m, der Thorund La Pass. Ich habe zwei Stunden geschlafen, mehr war nicht drin, der Alptraum Schlaflosigkeit in der Höhe hat hoffentlich heute ein Ende. Dieses quälende Warten, dass es endlich Morgen wird, das Herumwälzen, die ständig wechselnde Hitze und Kälte, all das zermürbt doch gewaltig. Ich fühle mich entsprechend energielos und auch von der Stimmung her gedrückt. Das Wetter hilft nicht gerade, es regnet.

Wir frühstücken und machen uns um 5.30h auf den Weg. Nach wenigen Minuten schon geht der Regen in Schnee über. Eine knappe dreiviertel Stunde später überkommt mich ein allzumenschliches Bedürfnis, eine Sitzung im Schnee auf 5200m Höhe, kann auch nicht jeder von sich behaupten, das mal erlebt zu haben. Wir haben null Sicht, als wir schließlich am höchsten Punkt unserer Reise angelangen, aber wir sind glücklich, denn wir haben es geschafft! Es war zwar heute nicht so anstrengend wie zum Tilicho See oder zum Ice Lake, aber die Luft erfordert teils schon abenteuerliche Atemfrequenzen. Die Landschaft ist sehr karg hier, weniger grün, Bäume gibt’s keine mehr, ein paar Gräser, Büsche und Wildblumen. Ansonsten Geröllwüste. Wir sind wieder einmal deutlich schneller als der Plan es vorsieht, obwohl es mir nicht vorkommt, als würden wir schneller als Schnecken kriechen. Am Ende sind es 4,5 Stunden Gehzeit bis nach Muktinath, statt der angepeilten 8-9 Stunden. Wir checken in ein sehr angenehmes Hotel ein und genießen erstmal eine heiße Dusche! Danach gibt’s was zu Essen und schließlich schlafe ich ganze 1,5 Stunden am Stück, das verspricht, eine angenehme Nacht zu werden!! Es trudeln langsam dann auch unsere Weggefährten ein, natürlich wird heute Abend ordentlich gefeiert!!

Die Feier fällt nicht zu ausgelassen aus, zwei Bier reichen, die Stimmung ist dennoch hervorragend! Wir sitzen gemütlich auf der Dachterrasse, haben unerwartet wieder einen herrlichen Ausblick auf die Berge ringsherum sowie auf die Bewohner von Muktinath, die auf dem Fußballplatz kicken oder Volleyball spielen oder auf der Straße vor den Häusern sitzen. Beim Abendessen gesellen sich die Nachzügler dazu, die allesamt einen ordentlichen Sonnenbrand mitbringen. Ich habe ein richtig gutes Gespräch mit Dani, der mir viel über Israel und die Mentalität der Leute erzählt. Gerome möchte einiges über Psychotherapie wissen und mit Mathilde spreche ich über die Erfahrungen des Alleinreisens. Es ist ein gelungener Abschluss unserer gemeinsamen Wanderzeit hier in Nepal. Auch Tara und Asal sind mitten unter uns, die anderen schätzen sie sehr. Gegen 23h fallen wir schließlich k.o. ins Bett.

 

27.7.16   Mittwoch   Tag 16:  Muktinath – Kagbeni

Ich habe bis 7 Uhr durchgeschlafen! Unglaublich!! Es fühlt sich so gut an!!! 😀

Wir lassen uns heute Zeit mit dem Start des Tagespensums. Außerdem ist Verabschieden angesagt, die meisten gehen direkt nach Jomsom, nur Annabelle und Chris gehen nach Kagbeni.

Wir machen noch ein Gruppenfoto, und dann geht jeder seiner Wege. Fein wars mit unserer Truppe!

Unsere multinationale Trekking Gang beim Abschied in Muktinath

Der Weg nach Kagbeni ist wieder anders als alles bisher Gesehene. Karg ist die Landschaft, allenfalls mal ein paar Birken, die gerade kräftig Pollen abwerfen. Ansonsten zunehmend Gräser und kleine Büsche. Wir sind nun in der Geröllwüste, manchmal durchsetzt mit schwefligen Pfützen. In diese Wüste hineingestreut sind kleine grüne Oasen von Dörfern, die teils schwer von Erdrutschen betroffen sind und Wiederaufbauarbeit leisten, wobei jeder Dorfbewohner hilft. Ich lasse es sehr langsam angehen heute, greife immer wieder zur Kamera, albere herum mit Asal und Tara, die ebenfalls gut aufgelegt sind. Asal schmettert ein Lied nach dem anderen. Mani ist uns weit voraus, er kämpft mit Blasen an den Füßen. Wir sammeln Fossilien und genießen den sanften Abstieg. In Kagbeni angekommen sind es 1000m weniger als gestern. Kagbeni ist eine sehr alte Stadt, ein Haus steht schon seit 900 Jahren. Es gilt durch geschickte Bauweise, den Wind, der hier sehr heftig bläst, zu entschärfen.

Wir schlafen im Hotel erst einmal eine Runde, bevor ich Fotos sortiere und später mit Tara einen kleinen Rundgang mache, mir das buddhistische Kloster ansehe und den Dorfbewohnern zusehe. Nach dem Abendessen gesellen sich ein paar Kuweiti Mädels zu uns, die dringend Internet benötigen. Wir plaudern ein wenig, sie scheinen ganz nett zu sein, allesamt auf internationalen Schulen und Universitäten in Kuweit.

Vorm Schlafengehen lassen Tara, Asal und ich noch ein Mal den Trek Revue passieren, vor allem den Umang mit den persönlichen familiären Problemen jedes Einzelnen. Hier ähneln wir uns alle, wir lassen die Sorgen um unsere Liebsten nicht unser tägliches Erleben und unsere Stimmung stören, es geht viel ums Akzeptieren und das Beste daraus machen.

 

28.7.16         Donnerstag Tag 17:  Kagbeni – Jomsom

 

 

Unspektakulärer schneller Walk nach Jomsom, zwei Stunden waren es kaum. In Jomsom nur verzweifelte und genervte Gesichter, jeder wartet, hier rauszukommen. Die Flüge der letzten 5 Tage wurden allerdings aufgrund des schlechten Wetters gecancelt, die Dauer von Fahrten nach Pokhara werden wegen der vielen Erdrutsche mit 2-3 Tagen angegeben.

Wir hoffen, schlafen erst einmal eine Runde und entspannen dann ein wenig auf der Dachterrasse mit Damien und Tilo.

29.7.16  Freitag Tag 18:  Jomsom – Pokhara

Ein unfassbarer Tag! Der Flug wurde erwartungsgemäß abgesagt, wir sind stattdessen mit 4 verschiedenen Bussen, einem Traktor, einem Jeep, zu Fuß und schließlich mit zwei verschiedenen Taxen tatsächlich noch in Pokhara angekommen! Die Busfahrten waren dabei höchst abenteuerlich, weil die Busse übervoll waren und die Strecke derartig holprig und teils gefährlich, da waren die Flussdurchquerungen noch das Geringste. Wir haben es mit Humor genommen, solange die Einheimischen sich nicht fürchten und verzweifeln, brauchen wir das auch nicht 😉

Wir sind überglücklich, dass wir ankommen und morgen einen entspannten Tag vor uns haben. Tara und Asal haben es möglich gemacht!  Abends gehen wir noch Pizza essen mit Tilo und Damien, Tilo weiß ein prima Restaurant. Wir fallen dann müde ins Bett.

30.7.16  Samstag   Tag 19:  Pokhara

Pokhara Lake

 

Shoppen – Gewürze, Tee, Gebetsflaggen, Klangschalen

Was für ein feiner Ort! Wir stehen früh auf, um mit Tara die Gegend zu erkunden. Wir kaufen Gewürze ein, eine Klangschale, Tee und Gebetsflaggen.

Wir schauen uns eine Höhle und Stromschnellen an, die aber weniger faszinierend sind. Umso begeisterter sind wir davon, in Taras Wohnung willkommen geheißen und von seiner Frau Pratima bekocht zu werden! Wir lernen, nepalesisches Chili zu kochen. Die Wohnung ist sehr klein für eine dreiköpfige Familie plus Asal als Dauergast. Aber das scheint kein Problem zu sein, ebensowenig wie die Tatsache, dass die Haustür offen steht und sich Bewohner des Hauses ungeniert in der Wohnung blicken lassen. Intimsphäre ist hier offenbar nicht so wichtig. Das Essen ist fantastisch, es gibt neben dem Chili ein Dal Bhat, wir futtern fleißig mit den Händen und sind danach pappsatt. Wir schauen gemeinsam Fotos der letzten zwei Wochen, Pratima hat viel zu lachen und ist eine tolle Gastgeberin! Die 10 monatige Tochter Daisy ist verschreckt von unseren Bärten, sie braucht Zeit, sich an uns zu gewöhnen. Später am Nachmittag fahren wir dann nochmal rauf nach Sarangkot zur großen Stupa über Pokhara auf einem Hügel. Ein toller Blick über den See und die Gegend erwartet uns dort. Anschließend geht’s zum Hotel, Mani geht dann nochmal Klamotten shoppen, während ich mit Damien seinen Yak-Schädel zum neuen Hotel bringe. Dieser 30min Marsch wird mir ewig in Erinnerung bleiben, die Reaktionen der verschiedenen Gruppen (Chinesen, Europäer und Nepalesen) sind göttlich, von Erstaunen, über Fassungslosigkeit, Geringschätzung, Begeisterung über Geschäftigkeit war alles dabei. Ich habe ein paar Reaktionen gefilmt, wirklich interessant, ich weiß jetzt, wie sich Streetcomedians fühlen müssen!

 

 

Schließlich gehen wir an der Lakeside bzw. am Strand promenieren, schnappen uns ein Bier und genießen den Ausblick und die chillige Atmosphäre am See. Bei den lokalen Volleyballchamps darf ich ein paar Bälle schlagen, dann wird es auch schon dunkel und ich mache mich auf den Weg zum Restaurant Moon Dance, wo wir Tara, Pratima, Daisy und Asal zu einem letzten Dinner einladen. Wir lassen die Tage noch einmal Revue passieren und schlemmen, was das Zeug hält. Es gibt Naan und Chicken Tikka Masala, Spare Ribs, Steak und Thai Curry, alle sind voll und glücklich. Als sie uns jeweils eine Hanftasche als Geschenk überreichen, sind wir sehr gerührt. Jeder hält einen Toast und wir geben Ihnen ein sehr großzügiges Trinkgeld, das sie ebenso erfreut annehmen. Hier ist eine sehr enge Verbundenheit entstanden, das ist fühlbar und löst den Wunsch aus, in Kontakt zu bleiben und hoffentlich in der Zukunft weitere gemeinsame Momente zu verbringen.

Für uns ist der Abend damit noch nicht vorbei, wir treffen den gesamten Rest der Truppe außer Tilo nochmal in der „Busy Bee“, einem Rocktempel mit Livemusik und vielen Locals und Touristen, die sich ordentlich betrinken. Einige kommen uns wankend oder gestützt von Freunden entgegen, als wir gegen halb elf dort erscheinen. Ich begegne einem begeisterten Australier, der Damien und mich mit dem Yak Kopf gesehen hatte. Nach und nach trudeln die anderen ein und wir lachen viel miteinander. Leider ist um zwölf Uhr schon schluss, hier macht alles sehr früh dicht. Draußen regnet es in Strömen, die Verabschiedung fälle daher nicht so ausgedehnt statt, aber dennoch herzlich.

Der größte Abschnitt der Reise ist vorbei und wir haben noch wenige Sightseeing Tage in Kathmandu, dem Valley und Bhaktapur vor uns.

 

31.7.16  Sonntag   Tag 20:   Pokhara – Kathmandu

Ein letztes Mal begrüßen wir Tara, der uns zum Flughafen begleitet. Der Abschied ist fast ein wenig rührselig, er winkt uns lange nach. Mit einer Mini Maschine und 29 Sitzplätzen geht es dann für einen kurzen Flug in die Lüfte, bis wir Kathmandu erreichen, das in einer dicken Wolken-Nebelsuppe liegt. Keine Aussichten auf die Berge für uns  heute.

Angekommen in Kathmandu schlagen uns Smog und Lärm entgegen, das ist zuviel für uns nach so vielen Tagen in Ruhe und Natur. Wir schlafen erstmal fast fünf Stunden im Hotel. Dann überwinden wir uns, doch noch raus zu gehen, aber die Lust auf shoppen ist höchst begrenzt, wir flüchten uns schließlich in ein japanisches Restaurant, wo ich meinen letztjährigen Urlaub aufleben lassen möchte mit einem Okonomiyaki, leider kann es nicht annähernd heranreichen an die originale Köstlichkeit. Danach kehren wir wieder in unser Zimmer zurück und verbringen den restlichen Abend mit Foto Sortieren und Recherche für einen Kurzaufenthalt in Maskat/ Oman.

1.8.16  Montag Tag 21:  Kathmandu

Wer ist hier der Weise unter den Weisen?

 

Ausgeschlafen gehen wir mit unserem Guide Komoda (bedeutet so viel wie Lotusblüte) auf sightseeing Tour in Kathmandu und im gleichnamigen Valley.

Auf dem Programm stehen der Königspalast am Durbar Square, die große Boudha Stupa, den Hindutempel Pashupatinath und der Monkeytempel oben auf dem Hügel, auch genannt Bodinath.

Komoda startet gleich mal mit einem Haufen Geschichten über Shiva, seine Söhne Ganesh und Kumar, seine Frau Parvati, Vishnu, den Bewahrer Gott, den Zerstörer Gott, zu dem alle beten, um länger zu leben usw. Shiva reitet auf einem Bullen, hatte mit 108 Tieren Sex, als er vor seiner Frau für 10 Jahre geflüchtet ist, weil er sie nicht befriedigen konnte. Als er dann zurückgekehrt ist, weil auch kein Tier verfügbar war, verwehrt ihm sein ihm unbekannter 9 jähriger Sohn den Weg zu Parvati, er schlägt ihm kurzerhand den Kopf ab, ist natürlich aber erschrocken, als Parvati sagt, er sei sein Sohn, und da sie weint und  ihn so liebt, lässt er den Kopf suchen, aber das einzige, was jemand bringt, ist ein Elefantenkopf, den er dem Körper seines Sohnes schließlich aufsetzt und zum Leben erweckt.

Ganesh ist es.

Buddha ist übrigens auch eine Kreation Shivas. Deshalb besteht eine enge Verbindung zwischen Buddhisten und Hinduisten hier. Übrigens sei es falsch, dass Buddha aus Indien sei, er sei Nepalese gewesen. Das behaupten alle hier, die Inder behaupten etwas anderes.

Wir erfahren von Göttern wie Kali und Durga, die die letzten Teufel mit ihren vielen Armen erlegt haben, ebenfalls Kreationen von Shiva. Wir erfahren von Aajima, die ursprünglich selbst ein Teufel war, ihre 106 Söhne mit Menschenkindern gefüttert hat, bis Buddha höchstpersönlich ihr ein Kind weggenommen hat und sie in der Folge so traurig war, dass sie die Menschen verstand und fortan verspricht, alle Kinder zu beschützen.

Solche und viele weitere Geschichten erzählt Komoda, und ich höre ihm gerne zu, auch wenn ich mir kaum ein Viertel merken kann.

Wir schauen bei Totenverbrennungen am heiligen Fluss zu, gewöhnungsbedürftig natürlich, aber ebenso interessant. Drei Stunden dauert es, exklusive Vorbereitungszeit mit Waschung im Fluss. Schließlich wird die Asche in den Fluss gekehrt und der Fluss fließt in den Ganges.

 

 

Heute ist Montag, eigentlich Feiertag im Monat des Shiva, wie jeder Montag im August. Die Menschen strömen daher nach Pashupatinath, um Shiva zu huldigen und zu ihm zu beten. Ein riesiges Getümmel ist dort heute. Bunte Farben und heftige Gerüche prägen sich unseren Sinnen ein. Ich finds super, auch wenn die Massen einen schnell überfordern. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie Indien sein muss. Ein paar Sadhu, weise heilige Männer/ Asketen, lassen sich für Geld mit uns ablichten.

 

 

Der Buddha Tempel ist leider betroffen vom Erdbeben, seine Stupa ist nicht mehr, wie sie war. Gebaut wurde er von einer armen Frau, die Regierung und reiche Leute um Land und auch um finanzielle Unterstützung gebeten hat. 7 Jahre lang wurde der Tempel gebaut, sie selbst hat seine Fertigstellung nicht erlebt. In der Stupa befindet sich wohl angeblich der linke Fußknochen von Buddha. Überall die Gebetsräder, in denen je nach Größe 5000 bis 1 Mio Om-Mani- Pad-Me-Hum – Zettelchen drin sind, das Gebetsmantra, das bei Rezitation den Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburt bewirken soll. Die fünf Farben auf den Gebetsflaggen stehen im Übrigen für Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall bzw. Feuer, Erde, Wasser, Himmel und Äther. Buddha hat mehrere Positionen: stehend mit Hand erhoben = Frieden; sitzend mit Hand erhoben: Geste der Ermutigung; sitzend und Hände beide im Schoß nach oben: meditierender Buddha; Hand mit Innenfläche nach unten-außen: Gewährung von Gnade und Wunscherfüllung; Hand mit Außenfläche nach unten-außen: Verbindung zur Erde.

 

Bodinath bietet uns einen tollen Ausblick auf das Valley und die Stadt. Ein vergleichsweise ruhiger Ort.

Der Durbar Square ist inzwischen aufgeräumt nach dem Erdbeben, aber überall müssen die Stupas und Tempel gestützt werden, ebenso der Königspalast. Einige Tempel sind dem Erdboden gleichgemacht, so auch der namensgebende Tempel Kathmandus. Bizarr ist für uns noch die Geschichte der Kumari, einer von einem Komité ausgewählten irdischen Göttin, einem Mädchen zwischen ca. 5 und 12 Jahren, das noch nicht die Menstruation hatte. Es bewerben sich immer bis zu 500 Mädchen aus dem Volksstamm der Newari mit einem bestimmten Familiennamen. Daraus werden 5 ausgewählt, die wiederum eine Opferzeremonie erleben. Wer dann sich beweist, hübsch ist usw., wird gewählt. Diese Kumari zeigt sich dann täglich ein Mal so gegen 16h. Sie lebt in einem Gebäude, das sie nur zu Zeremonien verlassen darf, bei denen sie in einer riesigen Sänfte getragen wird. Ansonsten darf sie ihre Familie sehen, aber auch Freunde. Sie hat Unterricht, es dürfen keine Männer im Gebäude schlafen. Sie soll quasi die Sorgen und Nöte der Menschen erkennen und für Linderung sorgen, ihnen zuhören, ohne das gesprochen wird. Wenn sie ihre Menstruation bekommt, wird eine neue  Kumari gewählt, sie erhält eine Pension von 30 Euro. Zuvor erhält ihre Familie 500.000 Rupien jährlich plus die Spenden der Menschen, die sie sehen möchten für einen kurzen Augenblick.

Tja, damit ist die Informationsflut von heute erschöpft, es ruft ein Nickerchen, bin sehr müde…

 

2.8.16 Dienstag Tag 22: Bhaktpur

Bhaktapur

 

Heute gab es ein freudiges Wiedersehen mit unseren Schweizer Trekking Buddies, mit denen wir Bhaktapur erkunden durften. Hier ein paar Eindrücke von der ebenfalls vom Erdbeben arg gebeutelten Stadt, die aber dennoch nichts von ihrem Charme eingebüßt hat:

 

Und damit endet mein Bericht, aus diesem wundervollen Land, von dem ich jetzt schon weiß, dass ich es nicht zum letzten Mal gesehen habe. Die Natur, die Berge und die Menschen haben einen tiefen Eindruck hinterlassen, und mein erster Trekkingurlaub hat mir gezeigt, dass ich ausreichend Fitness habe und beim Gehen in der Natur allen Stress hinter mir lassen kann. Was könnte schöner sein?

Auf Wiedersehen, Nepal!!