Reisebericht Weltreise: Bolivien 2003

La Paz und Salar de Uyuni

Von Puno in Peru aus fahren wir einen gesamten Tag lang nach La Paz, unterwegs ein schöner Ausblick auf schneebedeckte Gipfel und den Titicacasee. La Paz Alto (alles oberhalb des Talkessels) bietet ein erschreckendes Bild: Menschen halbtot an der Strasse liegend, bittere Armut, bedrohlich. Der Stadtkern etwas besser. Leider mussten wir zur Weiterfahrt nach Uyuni einen Tag warten. Viel zu sehen gabs im Kern der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt nicht und für Aktivitäten rundherum (etwa eine Radtour auf der „gefährlichsten Strasse der Welt“) keine Zeit. Die Fahrt nach Uyuni sollte dann ein einziger Alptraum werden. Angefangen damit, dass wir wegen eines Radrennens drei Stunden im Bus auf die Abfahrt warten mussten, danach auch nicht groß vorankamen, weil zunächst natürlich alle Busfahrer der verschiedenen Gesellschaften gleichzeitig als erste losfahren wollten, so dass plötzlich alle so verkeilt waren, dass gar nichts mehr ging, und später dann ein Stau entstand, weil ohne Ampeln einfach alle nur auf ihr eigenes Glück achten und Vorfahrten nehmen, wo es nur geht.

Nach zahllosen Stopps und einer Fahrt durch unpreparierte Wüstenwege kamen wir mit 4 Stunden Verspätung um 22 Uhr in Oruro an, wo überaschenderweise der Anschlussbus nach Uyuni tatsächlich (3 Stunden) auf uns gewartet hatte. In einem total überfüllten schrottreifen Bus mit abgefahrenen Rädern und 90 % übelriechenden Bolivianern ging es dann im Höllentempo über Schlaglochpisten (wobei dort mehr Schlagloch und Geröll als Piste war) nach Uyuni, wo wir nach 8 Stunden mit nur einem „alle mal auf der „Straße“  pinkeln“ – Stopp ankamen. Gott sei Dank war gleich 2m weiter ein Hostel, in das ich reinstolpern konnte, denn ich war zu Eis gefroren. Der Bus hatte natürlich keine Heizung und undichte Fenster bei Temperaturen von 5 Grad minus (hübsche Eisblumen an den Fenstern!). Wir kommen doch nicht ganz am Winter vorbei… Eine halbe Stunde Füße massieren brachte wieder Blut in meine Zehen. Zu allem Überfluss hatte ich die ganze Fahrt über auch noch Magenkrämpfe samt morgendlicher Diarrhö. Aber weil wir ja durch nichts zu schocken sind, haben wir gleich mal für denselben Morgen die Tour durch die Uyuni Wüste gebucht und angetreten. Was sich definitiv gelohnt hat! Diese Wüste (eigentlich mehrere Wüsten) hat tausend Gesichter und kein Platz ist wie der andere… Salzwüste (hier wird noch von Hand Salz abgebaut), Geröllwüste mit Grasbüscheln und Moosen, alles umgeben von unzähligen meist inaktiven teils schneebedeckten Vulkanen (Schwefelabbau) und schließlich ab 4600m Höhe vegetationslose Sandwüste, in der man immer noch ein paar Vegunias (naturgeschützte Art von Lamas) und Bizchachas (Art Wüstenkaninchen) findet. Bizarre Felsformationen teils aussehend wie Felsbäume, teilweise auch farblich an die im australischen Outback befindlichen Olgas und den Ayers Rock erinnernd, weiße Felsen, olive Felsen, alle nur erdenklichen Gelb- und Brauntöne – es ist ein Farbenparadies! Mächtige Geysire und unzählige von Flamingos und anderen Vögeln bewohnte Lagunen in den verschiedensten Farben, Warmwasserquellen, die zu einem morgendlichen 6 Uhr Bad einluden, eine Kakteeninsel umgeben von Salz wohin das Auge reicht. Und über allem der ewig blaue wolkenlose Himmel, von dem selten (allenfalls mal Januar und Februar) Regen fällt. Das Ganze war für mich natürlich wie eine Fotosafari, der Jeepfahrer hat auch überall angehalten und uns immer viel Zeit gegeben, das zu genießen, was es eben besonderes zu sehen gab. Die Nächte waren eiskalt, aber wir waren gut in warmen Hütten untergebracht. Auch tagsüber war es trotz blendender Sonne kühl, teils eisig wegen des Windes, aber schließlich befanden wir uns stets auf einer Höhe zwischen mindestens 3800 bis max. 5100m Höhe (die Luft war dann nachts doch recht dünn, das Atmen fiel schwer).

Insgesamt war es eine richtig interessante Tour mit überwältigend schönen Landschaftsszenerien.

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