Jordanien Reisebericht 2017

Schon als kleiner Junge sah ich in einem „Was ist was“-Buch eine Abbildung der Felsenstadt Petra, und ich wurde davon so in den Bann gezogen, dass ich unbedingt hinwollte. Als ich dann vor einigen Jahren meine erste National Geographic kaufte, handelte der Leitartikel von Petra. Jetzt endlich habe ich mir den Traum erfüllt und bin dort gewesen. Die folgenden Tagebucheinträge beschreiben meine Erlebnisse auf dem Roadtrip durch Jordanien. Viel Spaß!

13.02.2017  Tag 1: Anreise mit Turkish Airlines via Istanbul

Von München aus geht’s mit Turkish Airlines via Istanbul nach Amman in Jordanien. Turkish Airlines ist eine sehr angenehme Fluggesellschaft, das Essen konnten wir vorbestellen und ich habe noch nie bessere Screens für das Entertainment Programm gesehen. Es verlief alles reibungslos und ohne Zwischenfälle, Ärgernisse oder Verspätung. Auf dem Flug lerne ich Rami kennen, meinen Sitznachbarn, der in Hebron / Palästina lebt und eine Schuhfabrik mit 150 Mitarbeitern besitzt. Er kennt Düsseldorf ganz gut und schwärmt von der dortigen Schuhmesse sowie den angenehmen Leuten. Er erzählt mir etwas von der Historie Palästinas und teilt mit mir einige politische Ansichten über die Krisen in der Region. Er ist ein freundlicher und lustiger Kerl, und zum Abschied gibt er mir stolz seine Businesscard mit der Einladung, ihn unbedingt mal besuchen zu kommen. Er spendiert uns bei der Ankunft in Amman am Flughafen noch einen Kaffee und ein Wasser, bevor er abgeholt wird und wir unseren Mietwagen besteigen.

14.02.2017  Tag 2 Welcome to Jordan!

Roadtrip auf dem Dead Sea Highway

Googlemaps sei dank finden wir im Stockfinsteren in aller Herrgottsfrühe ohne Straßenbeschilderung oder Wegweiser schnell auf den Dead Sea Highway. Die wenigen Straßenschilder, die wir anfangs vorfinden, betreffen die Höchstgeschwindigkeit, sind aber manchmal nicht mehr lesbar, was uns vorsichtig fahren lässt. Insbesondere nach unseren ersten Begegnungen mit den vielen „schlafenden Polizisten“, wie man so schön zu den kleinen betonierten Bremsschwellen sagt, die hier aber allen Ernstes auf dem Highway zu finden sind und uns von 70-100km/h mal flott in ein paar Metern auf 30km/h runterbremsen lassen, um Schäden an den Stoßdämpfern zu vermeiden. Lustig fanden wirs! Den häufigen Schrecksekunden, weil man die Bremsschwellen im Dunkeln kaum sieht und sich zu Beginn auch nicht wirklich daran gewöhnt, folgte meist ein lautes Auflachen. Autos begegnen wir um diese Zeit kaum, überhaupt ist der Highway nicht sehr stark befahren. Wir halten oft mitten auf der Straße an, um Fotos zu machen von der herrlichen Geröll- und Berglandschaft mit den tausend Brauntönen. Belohnt werden wir für unseren frühmorgendlichen Start mit einem herrlichen Sonnenaufgang.

Allerdings ist es sehr frisch und windig, da hätten wir uns natürlich wärmeres Urlaubswetter gewünscht. Doch zu dieser Jahreszeit ist nicht mehr zu erwarten. Viel zu früh kommen wir mit unserem schnuckligen Chevrolet zum Dead Sea Panoramic Complex, einem Museum / Restaurant mit fantastischem Blick auf das Tote Meer sowie das jenseits liegende Israel.

Blick auf das tote Meer und Israel

Blick auf das tote Meer und Israel

Weder Restaurant noch Museum haben geöffnet, so genießen wir das Gefühl, aufs „gelobte Land“ hinüberschauen zu können und die rauhe Landschaft auf uns wirken zu lassen. Ich schieße einige Bilder und wir lassen uns den Wind um die Nase pfeifen, bevor wir dann zurück ins warme Auto springen und gut gelaunt, wenn auch müde, nach einer Nacht ohne Schlaf gen Süden düsen. Lu hat Spaß am Fahren und schaut immer traurig (oder genervt?), wenn die Automatik ihr per Piepston zu verstehen gibt, dass sie das Limit von 120km/h überschritten hat. Ich hingegen freue mich, dass ich wie wild aus dem Fenster fotografieren und die vorbeifliegende Landschaft genießen kann. So müssen wir nicht allzuoft stehen bleiben – perfekte Arbeitsteilung!

Der Versuchung, ins Tote Meer hineinzuspringen widerstehen wir, die gut zugänglichen Strände sind in den Touristenresorts weiter nördlich zu finden und kosten mindestens 25 JD, und gegen eine Querfeldein-Wanderung zum Wasser auf dem Weg nach Süden spricht die Tatsache, dass dort nirgendwo eine Dusche zum Abwaschen des ganzen Salzes ist – eine unangenehme Angelegenheit, weil schon bald die ganze Haut juckt. So kommen wir also nicht in den Genuss, uns unbewegt vom salzgetränkten Wasser treiben zu lassen, bei dem kalten Wind und sicherlich kaum 15 Grad Wassertemperatur bin ich jetzt auch nicht soooo böse darüber. 😉

Aus dem Ipod tönen alte Roadtrip Klassiker sowie eine Mischung aus entspannten Singer Songwriter Stücken und rockigen Mitgröl-Liedern. Unsere Urlaubslaune steigt, je mehr die Wolkendecke sich lichtet und die Sonne freigibt.

Unsere erste von den vielen im Reiseführer angekündigten Polizeikontrollen verläuft sehr entspannt, wir zeigen unsere Reisepässe und dürfen nach einem kurzen lustigen Plausch und dem ersten „Welcome to Jordan!“ weiterfahren.

 

Hummus, Falafel und Pita

Trotz einiger wohlweislich mitgenommener Knabbervorräte knurrt uns dann doch irgendwann der Magen, so dass wir die einzige Gelegenheit auf dem Weg gen Aqaba in einem kleine Ort nutzen, uns mit warmem frisch gebackenen Pitabrot, Hummus, Falafel Obst und Wasser zu versorgen. Dabei kommen wir in den Genuss, die Hersteller bei der (Akkord-)arbeit beobachten zu dürfen. In Rekordtempo werden dort Plastikschalen mit Hummus gefüllt, mit Koriander überstreut und Öl beträufelt sowie Falafelmasse durch einen Falafelwolf gejagt und zu Bällchen verarbeitet, die dann frisch frittiert werden. Ungläubig starre ich auch auf die Rampe beim Bäcker, aus der aus einem Hinterraum pausenlos tellergroße Pitabrote herunterrutschen und in ca. 15-20er Packs vertütet und in unfassbaren Massen an die zur Mittagszeit aus allen Löchern kriechenden Bewohner für lächerlich geringe Beträge vertickt werden. Ich bitte um eine weniger große Packung, der Bäcker schaut mich irritiert an, aber erfüllt mir meinen Wunsch, ich zahle vermutlich denselben Betrag wie die anderen für die doppelte Menge Brot, und dennoch ist 1 JD ein Bruchteil dessen, was wir bei uns dafür zahlen würden. Das lässt sich gut an, wir werden also nicht arm aufgrund zu hoher Nahrungspreise. Der Bäckergehilfe wird dann kurzerhand vom Boss dazu beordert, Lu zu einer Toilette zu führen, als sie freundlich danach fragt – es wird schnell deutlich, dass die Menschen hier eine sehr zuvorkommende und gastfreundliche Art haben.

Einmal stoppen wir dann noch vor Aqaba, als Lu beim Anblick eines Cafés am Rande der Arabwüste leuchtende Augen bekommt und ihrem Genussobjekt Nummer 1 die Ehre erweist und mit geschlossenen Augen und einem verträumten Stöhnen einen karamellig duftenden Cappucino schlürft.

 

Aqaba und ein kurzes Bad im roten Meer

Schließlich gelangen wir pünktlich zur Check-in Zeit am Nachmittag zu unserer Zieldestination für heute: dem Arab Divers Hotel in Aqaba, wenige hundert Meter entfernt vom Ufer des roten Meeres, wo wir dann morgen tauchen gehen werden. Wir werden begrüßt von Lucky, dem Huskie des Hauses, sowie Corinna, die aus Österreich stammt und uns schon vorab umfassend informiert hatte über die Tauchmöglichkeiten. Das Beziehen des Zimmers fällt recht kurz aus, das Meer ruft, und Lu strebt ihrem Tageshighlight entgegen: einem erfrischen kühlen Bad im klaren Wasser! Mit einigen Juchzern stürzt sie sich dann wenig später im Bikini unter den  (neu-)gierigen Blicken der vereinzelt herumsitzenden oder picknickenden Männer (und Frauen) in die Fluten. Ihr Anblick ist für die einheimischen Muslime, deren Frauen und Mädchen nur in Ganzkörperbekleidung und teils Burka  baden, natürlich etwas Außergewöhnliches. Wir werden freundlich begrüßt und immer wieder angesprochen und nach unserer Herkunft befragt. Und ohne Ausnahme mit „Welcome to Jordan“ willkommen geheißen. Ich mag die Menschen jetzt schon, es ist schön, dass es solche echte Freude über ausländische Gäste und wahre Gastfreundschaft noch gibt!

Ein paar jugendlich pubertierende Mädchen sprechen uns am Steg auf Englisch an und fordern Lu kichernd auf, ins Wasser zu kommen. Sie giggeln verschämt, als wir uns küssen und wünschen uns einen schönen Valentinstag, als wir schließlich aufgrund des kühlen Windes den Weg zurück zum Hotel antreten.

Zurück im Zimmer übermannt uns dann nach einer kurzen Dusche erwartungsgemäß der Schlaf. Wir wachen jedoch rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf, den wir von der Dachterrasse unserer im typisch arabischen Stil gehaltenen Unterkunft aus mit Blick auf das rote Meer und das auf der anderen Seite gelegene Israel betrachten.

Blick von der Dachterrasse auf den Sonnenuntergang über dem roten Meer

 

Fisch, Museen und der Souk

Am Abend genießen wir dann das letzte Tageshighlight, ein Essen im „Ocean“ Fischrestaurant. Wie könnte man Lu zum Valentinstag auch glücklicher machen als mit einem richtig guten Essen!?! Wir schlemmen Fischsuppe (die pfeffrig und bechamelartig gedickt, aber ganz gut geschmeckt hat), gegrillten Fisch (einfach göttlich!!!!), Fisch Tajine (die für mich nach in Hummussauce getränktem Fisch geschmeckt hat) und frittierte Tintenfischringe mit Pommes (nicht so gut wie in Spanien in Familienrestaurants am Meer, aber auch nicht gummiartig wie bei uns). Dazu gibt’s Hummus und Pita. Der gegrillte Fisch ist einer der besten, die ich je gegessen habe, so zart, so würzig, ich bin völlig im Rausch beim genussvollen Vertilgen. Die Mengen sind so riesig, dass ich nicht annähernd die Pommes gegessen bekomme, und auch die Tintenfischringe schaffe ich zu meinem Verdruss nicht ganz. Den Hummus und das Brot lassen wir uns für morgen einpacken. Wieder enden wir in einem sehr netten Gespräch mit einem der Kellner, der selbst aus Ägypten ist und seine Familie dort finanziell unterstützt. Bei unserem anschließenden (dringend notwendigen) Verdauungsspaziergang vorbei an zahllosen Läden und durch den abendlichen Lebensmittelmarkt (Souk) mit allerlei Gemüse, Gewürzen, Fisch, gehäuteten und abhängenden Ziegen usw. schauen wir uns schließlich noch die beiden großen Moscheen an, greifen einige „Welcome to Jordan“ sowie neugierig lächelnde Blicke ab und schlendern dann zurück zum Auto, das uns sicher zurück zu unserer Unterkunft geleitet.

Ich genieße es im Übrigen, mich hier völlig sicher zu fühlen, es gab auch nach Einbruch der Dunkelheit keine einzige unangenehme Situation.

Wir fallen schließlich noch lange vor zehn Uhr ins Bett. Was für ein herrlicher Tag, der gefühlt zwei Tage gedauert hat und sehr ereignisreich war.

 

15.02.2017 Tag 3: Tauchen in Aqaba am roten Meer

Nach einer langen, von einem kurzen mordlüstigen Moskitotötungsrausch unterbrochenen Nacht, schlurfen wir immer noch total übermüdet zum Frühstücksbüffet, das mit einem exzellenten Tomaten-Zwiebel-Rührei, aber sonst wenig spektakulärem aufwartet. Egal, denn wir sind ja vor allem hier zum Tauchen, und da werden wir mit einem wirklich fachkundigen und witzigen Tauchinstructor begrüßt: Paul aus England! Ein kurzes, aber sehr gutes Briefing inklusive einiger nie gehörter Infos frischt mein Tauchwissen auf und gibt Lu, die noch nie zuvor getaucht ist, das notwendige Know How, um sich unter Wasser zurecht zu finden bei ihrem Schnuppertauchgang. Es ist sonnig und die 21 Grad Wassertemperatur schocken uns nicht. Ich habe meinen Surfanzug umfunktioniert, jetzt machen sich die 4,3mm Neopren bezahlt. Zu uns stößt noch Francois, ein Uniprofessor, der mit seinen ehemaligen Politikwissenschaft Studenten Xavier und Robin aus Frankreich nach einem Kongress in Amman zum Tauchen hergekommen ist. Lu ist voller Vorfreude und bald tummeln wir uns im Wasser und werden mit für die hiesigen Gewässer gewohnt weiter Unterwassersicht belohnt.

Lu erweist sich als Naturtalent, Paul ist beeindruckt und rät ihr später, unbedingt den Anfängerschein zu machen, was ich natürlich gerne befürworte! Der Tauchgang selbst war sehr angenehm, kaum Strömung, ein schnelles Gewöhnen an das Tauchgefühl und schnelles Zurückerlangen meiner bei kaum 20 Tauchgängen in 20 Jahren nicht so intensiven Tauchskills. Ich bin glücklich, Paul einiges abschauen zu können und mich ruhiger und kraftsparender im Wasser zu bewegen als je zuvor. Das Artenreichtum hier ist nicht so hoch wie etwa in Kuba oder Bali, auch gibt es nicht ganz so viele Fische, ebensowenig größere Fische, die Dichte der Korallenlandschaft ist nicht ganz so hoch, und dennoch fasziniert mich eine Vielzahl an farbenfrohen Hart- und Weichkorallen, Trompetenfische, Moränen, Seeschlangen, eine wie eine Seeschlange aussehende grüne, 2m lang geschlängelte und aus Ringelementen bestehende Seegurke, gut getarnte giftige Fische (leider den Namen vergessen), vertikal im Kreis tanzende Fische, ein urig ausschauender tentakliger, haariger auf dem Sand dahingehender Bursche sowie einige überdimensionale Lionfishes und so einiges süßes Kleinstgetier.

Vor dem zweiten Tauchgang lassen wir uns ein wenig von der Sonne bräunen am Pool. In der Sonne ist es wirklich angenehm, Lu würde sagen, zu heiß, für mich gerade so richtig, aber sobald sich die Sonne vor die Wolken schiebt, wird es gleich ungemütlich kühl.

Den zweiten Tauchgang absolvieren wir dann mit Paul, Xavier und Robin an einem vom jordanischen König versenkten Panzer (er taucht auch gern, munkelt man). Vom Ufer aus in 200m erreichbar.. Es ist so herrlich, ohne viel Strömung zu tauchen!

Wir sehen wieder ähnliche Korallen und Meerestiere, und die Tauchskills verbessern sich immer weiter.

Nach dem Tauchen gibt’s erstmal herrliche Fotos von Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolken schieben und das Meer stellenweise in Licht tauchen.

Dann genießen wir das Abendessen im Resort, das von unserem Philippino Koch zubereitet wird: Samosas, gefüllte Kartoffelbällchen, Pommes, Salat und sauer eingelegtes Gemüse. Dann ziehen wir uns zurück, leider ist es bewölkt, keine Sternenfotos möglich, vielleicht ja morgen in der Wadi Rum Wüste. Der Abend wird mit Tagebuchschreiben und Fotossichern verbracht, wieder geht es früh ins Bett. Was für ein herrlicher zweiter Tag!!!

 

16.02.2017  Tag 4: Wadi Rum

Nach einem kurzen Frühstück und Verabschiedung von Corinna und Francois machen wir uns auf den Weg nach Wadi Rum, wo wir mit Bedouin Directions eine Wüsten-Jeep Tour inklusive Übernachtung in einem Beduinencamp gebucht haben. Als wir am Visitor Center unsere Eintrittstickets kaufen, stellen wir fest, dass ein Reifen fast platt ist und weiter Luft verliert. Wir schaffen es noch so gerade zum Dorf Wadi Rum, wo schon unser Tourguide Ayid auf uns wartet und uns gut gelaunt begrüßt. Er begleitet uns gleich mal zur örtlichen Werkstatt, einer kleinen Blechhütte, in der ein mit Öl verschmierter junger Mann uns sofort behilflich ist, den Reifen abnimmt und flickt. Ein weiterer Reifen hat inzwischen auch Luft verloren und wird nachbefüllt, mal schauen, wie er morgen bei unserer Rückkehr ausschaut… Die Reparatur dauert nicht lange und kostet nur 10 JD inklusive neuem Schlauch. Mangels extra Versicherung für die Reifen müssen wir das selbst zahlen. Dann fahren wir zu Mehedi, dem Eigentürmer von Bedouin Directions. Er begrüßt uns mit Tee in seinem Haus und erläutert nochmal die Tour. Noch ein paar kleinere Besorgungen von Ayid und los geht’s in die Wüste!! Schon vom Visitor Center aus hatten wir die kleinen Berge und Felsen bewundern können, aber was uns heute erwartet, übertrifft zumindest meine Vorstellungen. Unglaubliche Farbschattierungen von braun, karge Vegetation und vorwitzige, bunte kleine Vögel sowie einige Raubvögel und natürlich Kamele begeistern uns. Die Wüste präsentiert sich uns vielfältig, sowohl landschaftlich als auch wettertechnisch. Sonne, Wolken, Regen, Hagel, Wind – alles dabei!

Wir besichtigen Lawrence Quelle, nach dem angeblichen englischen Soldaten und Helden Jordaniens Lawrence von Arabien benannt (der laut Ayid bloß eine Filmfigur ist und nie wirklich existiert hat). Wir kraxeln bis zu einem Feigenbaum hinauf, wo die Quelle beginnt. Eine kleine eiserne Wasserleitung führt von dort bis ins Camp unten herunter. Wir schießen ein paar Fotos und klettern dann wieder hinab. Dann geht es weiter zu einem kleinen Canyon, in dem einige nabatäische Inschriften zu sehen sind. Anschließend wandern wir eine kleine rote Düne hinauf, machen ein paar lustige Sprungfotos und laufen dann schreiend und juchzend wieder herunter. Dann wird erstmal was gefuttert in einem Beduinenzelt, natürlich gibt’s auch Tee dazu. Üblich ist hier Schwarztee aus Sri Lanka mit massig Zucker. Hier allerdings gibt es getrocknete Wüstenminze mit Zimt, von dem Lu ein Packerl kauft. Wir vertilgen zwei Pitabrote mit Thunfisch, Tomate, Gurke und Sahnekäse, dazu gibt’s einen Zitronenkuchen und Schoko. Das warme Mittagessen sparen wir uns für morgen auf. Weiter geht’s dann zum Burdah Arch, einem kleinen Bogen, wo Ayid ein paar Fotos von uns macht. Wir machen es uns dann wieder auf dem Pickup gemütlich, der mir viel Gelegenheit zum fotografieren lässt. Allerdings beginnt es nun zu regnen, so dass sich Lu nach vorne in die Fahrerkabine begibt, während ich in fünf Lagen gehüllt und mit Mütze und drei Kapuzen sowie Gesichtstuch hinten draufhocke und weiter Fotos schieße. Es ist ein wahres Paradies. Die vielen einzigartigen Felsformationen und –gebilde ziehen uns beide in ihren Bann.

Wir gelangen als nächstes zu Lawrence Haus, dort hat er angeblich gewohnt. Es stehen ein paar Steine, ansonsten ist es eine Ruine. Hier packt mich wieder einmal das Vogelfotofieber. Ein paar Shots gelingen mir, aber es ist schwer, denn die kleinen Burschen sind scheu. Schließlich geht’s zu einem weiteren Canyon, es ist eine längere Fahrt und der Regen wird stärker. Die Hälfte der Zeit bin ich beim Säubern der Linsen und Filter. Es ist nun schon sehr unangenehm und kalt für Lu, die längst nicht so warm eingepackt ist wie ich als alte Frostbeule. Der Canyon oder auch Siq genannt in Beduinensprache, ist wirklich schön, und kein Mensch ist anzutreffen. Als wir auf der anderen Seite herauskommen, ist Lu schon durchgefroren, aber Ayid erwartet uns überraschend an einem etwas überdachten Felsvorsprung mit einem schnell hingezauberten Lagerfeuer, an dem wir es uns gemütlich machen und Tee auf Beduinenart kochen. Doch selbst hier wird es irgendwann kalt, und wir machen uns auf den Weg zum nächtlichen Camp, mit einem kleinen Abstecher vorbei an dem großen Bogen, den wir allerdings nicht mehr besteigen, da der Sandstein zu glitschig ist und wir bei dem Wetter nicht mehr motiviert sind. Es wird nun auch finster, wir quetschen uns zu dritt in den kleinen Fahrgastraum des Range Rover und zuckeln bei arabischen Liebesliedern im Schneckentempo durch den tiefen Sand zwischen Felsen und kleinen Bergen hindurch. Würden wir hier allein fahren, wären wir hoffnungslos verloren.

Angekommen im Camp werden wir vom Koch freundlich begrüßt, der das Essen schon fast fertig zubereitet hat. Es gibt …. , eine Beduinenspezialität. Es wird Feuer gemacht, ein dreistöckiger Eisenkorb mit Hühnchen und Wurzelgemüse gefüllt und in das dafür vorgesehene und ausgehobene Loch befördert, in dem sich das Feuer befindet. Dann wird ein überdimensionaler Deckel draufgegeben, das ganze wird mit Sand luftdicht verschlossen und eine Stunde dort belassen. Das Feuer erstickt natürlich, aber die Hitze wird konserviert und gart langsam das Essen, so dass es schön zart bleibt. Mein erstes Stück Hühnchen nach ewig langer Zeit schmeckt entsprechend köstlich!! Aber auch der Rest, Reis, Kartoffeln, Kartoffelpürée, Tomaten-Gurkensalat sowie Joghurt-Gurkendip schmecken toll! Wir sitzen zu fünft in einem typischen Beduinenzelt, das sicher 70 Leute beherbergen könnte, um das Feuer in der Mitte herum. Eine Art Abzugshaube samt Ofenrohr gehen nach oben weg aus dem Zelt hinaus. Alles ist mit Teppichen ausgelegt und wir thronen auf Polstern und genießen zum Nachtisch einige kleine Gläschen Tee, oder sagen wir Zucker mit Tee. Wir lernen von Ayid ein paar arabische Wörter sowie einige aus der Beduinensprache. Er erzählt wie schon den ganzen Tag ein wenig von sich, seinen Kindern und dem Beduinenlifestyle früher und heute. Diese Geschichten sind für uns natürlich sehr spannend. Ayid selbst hatte 15 Jahre für das Militär gearbeitet, und parallel in seinen Ferien schon hier als Tourguide ein Zubrot verdient. Er ist 37 Jahre alt, hat vier Kinder von 2-8 Jahren. Seine Frau ist bei ihnen zuhause, während er manchmal allein für ein verlängertes Wochenende in ferne Länder reist. Er ist ein lustiger und abenteuerverrückter Geselle, ganz nach unserem Geschmack. Wir tauschen ein paar Fotos von unseren Handys aus, plaudern noch ein wenig, sind aber dann doch reif für unser Bett. Noch lange vor acht Uhr schleppen wir unsere vollen Mägen zum Badezelt und dann in unser Gemach, wo wir drei fette Decken übereinandergestapelt haben, um in der Nacht nicht zu erfrieren. Ich sichere noch die Fotos und tippe mit Eisfingern diese Zeilen hier in den Computer. Ich drücke mir selbst die Finger, dass ich heute Nacht nicht mehr aufs Klo muss, das wird eine eisige Tortur sonst…

 

17.02.2017 Tag 5: Von der Wadi Rum über den Desert Highway nach Wadi Musa

Wir stehen tatsächlich um 5.30h auf und sind schon fast zu spät dran für den Sonnenaufgang. Das satte Rot ist schon verglommen, es ist schon hell und die Sonne kämpft sich langsam hinter den Bergen hervor. Wir haben also tatsächlich Glück, nachdem ich in der Nacht nicht schlafen konnte und bis in die frühen Morgenstunden den Regen auf unser Beduinenzelt habe prasseln hören, haben sich die Wolken tatsächlich gelichtet. Es verspricht ein sonniger Tag zu werden, was mich sehr glücklich stimmt! Wir machen es uns mit einer dicken Decke gemütlich auf einem Felsen. Leider spinnt meine Kamera, überall sind kleine runde Flecken auf den Fotos zu sehen, ich riskiere es, den Spiegel zu reinigen, am Ende klappt es sogar. Blöderweise dauert es so lange, dass die Romantik des Momentes darunter leidet, was mich umso mehr ärgert. Ich könnte hier stundenlang sitzen, die Stille genießen, mich an Lu kuscheln und die Farben beobachten. Wie gerne würde ich hier auch ein paar Zeitrafferaufnahmen machen… aber das Frühstück ruft und wir wollen den Koch nicht warten lassen. Das Frühstück ist typisch Jordanisch: Pitabrot mit Hummus, Baba Ganoush, gekochtes Ei, Tee – oder Bedouinen Whiskey, wie sie es auch nennen (wir sagen eher Zuckerwasser dazu 😀 ) – Tomaten, Gurken, Oliven, Frischkäse und Honig / Marmelade, wobei letzteres wohl eher europäisch angehaucht ist. Die Feigenmarmelade gibt’s bei uns allerdings selten. Nach dem Frühstück geht’s dann los zum Jabal Umm ad Dami, dem höchsten Berg Jordaniens auf 1854m mit Blick hinüber nach Saudi Arabien. Es ist noch sehr frisch, Lu und ich packen uns warm ein hinten auf dem Pickup, und ich lasse den Auslöser der Kamera wiedermal wie verrückt tanzen. Bei der extremen  Ruckelei eine ziemliche Herausforderung, gute Fotos hinzubringen, mal schauen, was dabei so rauskommt. Nach ca. einer Stunde Fahrt durch die unfassbar schöne Wüstenlandschaft sind wir am Fuße des Um Dami angekommen. Uns ist heute noch kein Mensch und kein anderes Fahrzeug begegnet, auch hier sind wir ganz allein. Schon aus der Ferne konnten wir sehen, dass die Berge hier direkt an der Grenze zu Saudi Arabien schneebedeckt sind. Das hat natürlich einen besonderen Charme. Selbst Ayid ist noch nie im Schnee den Berg hinaufgegangen. Wir drei lassen uns selbstverständlich nicht schrecken und pilgern langsam den weiß-rot gesprenkelten Berg hinauf. Immer wieder finden wir auch Kräuter wie das hiesige Zadar oder Pfefferminze. Auch ein paar Blumen sind glitzern aus dem Schnee heraus. Der Wind hat an einigen Sträuchern Eisfäden hinterlassen, was sehr interessant aussieht. Nach gut 1,5-2 Stunden sind wir schließlich am Gipfel angelangt, der durch eine jordanische Flagge gekennzeichnet ist. Ich habe auf dem Handy saudi-arabisches Netz, was mich sehr belustigt. Wir können die Wachtposten der Saudis auf einem gegenüberliegenden Gipfel sehen und Ayid erzählt uns ein paar schräge Grenzgeschichten. Er ist ein Abenteurer, das ist kaum zu verkennen. Er ist uns inzwischen ans Herz gewachsen, immer gut drauf mit einem lustigen Spruch, immer entspannt, und immer aufmerksam und hilfsbereit. Der Blick nach Saudi Arabien bietet viele weitere schneebedeckte Berge, in Richtung Wadi Rum aber überwältigen die Farben und Formen der Wüste samt ihrer Berge. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Und das Beste: hier oben weht kein Lüftchen, so dass wir nicht frieren, wie wir befürchtet hatten. Wir bleiben sicher eine dreiviertel Stunde oben und genießen die Sonne. Dann wird es allerdings Zeit für den Abstieg, weil wir um 17h in Petra sein müssen, um unseren Kochkurs rechtzeitig zu fixieren. Lu und ich kämpfen beim Abstieg wie immer mit unseren Knien, und ich bin überdies froh über meine Bergschuhe, die mich mehrfach vor dem Umknicken bzw. schlimmeren Verletzungen bei ein zwei Malen Umknicken bewahrt haben.

Auf der einstündigen Fahrt zurück ins Dorf stoppen wir kurz für ein kleines warmes Mahl, das Ayid in einer Rekordzeit über einem kleinen Feuerchen herzaubert. Hummus, Brot, ein wenig Salat und ein Eintopf aus Tomaten, Bohnen und einer Art Salamiwurst gibt uns die Energie zurück, die der Aufstieg gekostet hat. Währenddessen kraxel ich ein wenig auf den Felsen herum und genieße Aussichten, Lu macht ein Sonnenbad.

Kurz vor dem Dorf platzt uns dann der Reifen – Ayid braucht keine zehn Minuten für den Reifenwechsel beim Jeep. Der Abschied bei Mehedi fällt dann leider sehr kurz aus, gern hätten wir uns noch auf einen Tee zusammengesetzt und uns noch ausgiebiger bedankt bei Ayid, aber das wird wohl auf schriftlichem Wege stattfinden müssen. Zu knapp wird es zeitlich für uns, umso mehr, da in Petra und auf dem Kings Highway wohl Schnee gefallen ist und die Straßenverhältnisse uns Probleme machen könnten. Die zweistündige Fahrt ist schließlich aber höchst amüsant, weil wir nach einem kurzen Stück Desert Highway auf dem Kings Highway die vielen Jordanier im Schnee herumtollen sehen dürfen. Sie kommen in Horden her, parken auf der Straße oder knapp daneben und bauen Schneemänner, werfen Schneebälle, sliden mit ihren Jeeps über die Felder oder sammeln Schneebrocken und platzieren sie auf ihren Autos, vielleicht um sie als Beweis mit nach Hause zu nehmen und ihren Freunden und Familien zu zeigen. Wie Kinder sind sie, wir finden das beide sehr süß, und wir nehmen es als weiteren Grund, die Menschen hier ins Herz zu schließen.

Als wir schließlich in Wadi Musa, das Tal Moses, Ausgangsstätte für die Besichtigung von Petra ankommen, sind wir fasziniert vom Anblick dieser Bergstadt, in der sich typisch arabische Häuser über die Hügel wälzen. Ringsherum sind weißbedeckte Berge. ein wenig tiefer gelegen sehen wir die Felsen, die zu Petra gehören.

Es bleibt nicht viel Zeit, wir checken kurz im Hotel Cleopetra ein, in dem uns ein sehr zuvorkommender und inforamtiver, lustiger Bursche begrüßt, duschen flott lauwarm und melden uns dann beim Kochkurs zur Stelle. Dort dürfen wir heute mit einer amerikanischen Familie, Rod, Clarisse und ihren drei Kindern Kayla, Grayson und Ali jordanische Gerichte zubereiten. Der Manager Ali erläutert uns das Menü, das aus einer Linsensuppe (…), Baba Ganoush, Fattoush, …. besteht. Wir schnipseln hauptsächlich Gemüse unter fachkundiger Aufsicht unseres Koches Tarek. Hühnchen und Auberginen sind schon vorgekocht/ – gegart, so dass gar nicht mehr viel zu tun bleibt. Aber so einfach die Gerichte auch sind, es ist gut, es einmal gesehen zu haben, wie es zubereitet gehört. Am Ende werden wir auch noch mit Süßspeisen verwöhnt, und dahin ist mein Vorsatz, mich mal nicht zu überfressen. Wir fallen auch heute totmüde ins Bett – was für ein Tag! Wir haben es uns inzwischen zur Gewohnheit gemacht, abends immer unsere persönlichen Highlights in Erinnerung zu rufen, bevor wir eingekuschelt einschlummern.

 

18.02.2017  Tag 6: Felsenstadt Petra

Petra – Die Schatzkammer/ Khazne al-Firaun

Wir haben am Vorabend noch beschlossen, heute nicht schon für 6h am Eingang von Petra sein zu wollen, sondern etwas länger zu schlafen, um ausgeruhter zu sein. Den Sonnenaufgang sparen wir uns entsprechend für morgen auf. Beim Frühstück treffen wir auf Fabian aus Freiburg und Jakob aus der Steiermark, beide leidenschaftliche Kletterer, die in der Wadi Rum schon eine Woche klettern waren und nun eine Pause brauchten. Wir nehmen sie nach dem Frühstück mit zum Eingang nach Petra, wo sie heute bis zu Aarons Berg wandern wollen, was 6-8 Stunden entfernt liegt.

Wir wollen uns natürlich zunächst einmal die berühmte Schlucht und das Konterfei Jordaniens – das Schatzhaus von Petra – anschauen. Schon in der Siq sind wir allerdings umgeben von Touristen, selbst in der absoluten Nebensaison und einem weiterhin trotz Sonne und fast wolkenlosem Himmel unangenehm kalt pfeifendem Wind. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es hier zur Hauptsaison zugeht. Wie so oft reduziert das natürlich das Erleben und Genießen. Trotzdem finde ich die Siq unvergleichlich schön. Die in die Schlucht gehauenen Wasserkanäle zeugen von der Genialität der Nabatäer und Römer, die hier in den Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt sesshaft waren und Handel betrieben. Der Blick auf das Schatzhaus am Ende der Siq ist natürlich überragend, aber es will nicht so richtig das erwartete Gefühl aufkommen. Als kleiner Junge hatte ich in einem Was-ist-Was-Buch ein Bild davon gesehen und immer davon geträumt, mal hierhin zu kommen. Vielleicht klappt es ja morgen, wenn wir uns das Schatzhaus im Morgensonnenlicht noch vor Ankunft der Horden anschauen.

Wir flüchten schnell vor den Massen und wählen den für die meisten viel zu anstrengenden Aufstieg zum Opferplatz, der hoch oben über Petra thront. Der Weg ist gesäumt von einigen Kindern und Frauen, die Schmuck und Getränke verkaufen. Oben ist ein kleiner Verschlag, in dem wir den „Caveman“ kennenlernen, einen Beduinen, der uns Tee anbietet und mit uns ins Gespräch kommt. Er lädt uns später sogar zu sich nach Hause ein, allerdings sind wir nicht so sicher, ob es sich um seine Höhle handelt oder um ein Haus. Verlockend wäre es natürlich schon, ein wenig Zeit mit ihm und seiner Sippe zu verbringen, aber wir sind abends immer völlig erledigt, außerdem wissen wir nicht, wo er da ist und wie weit es zum gehen ist. Außerdem ist bei solchen Einladungen häufig noch ein Hintergedanke im Spiel, wir trauen der Sache nicht hundertprozentig und sagen ihm, dass wir grundsätzlich keine Pläne machen, sondern uns treiben lassen. Diese Haltung findet er wieder obercool, er wiederholt allerdings sein Angebot noch einmal verbunden mit dem Austausch von Nummern, um sich ggfs. zamzurufen.

Weiter geht’s dann für uns von hier aus in Richtung Monastery, ein weiter Marsch von zwei Stunden bergab, vorbei an Grabkammern und allerlei in den Sandstein gehauenen Häusern und Räumen. Ich genieße das Herumstreunen und Fotografieren zwischen den Felsen. Das Marschieren ist allerdings auch anstrengend für meinen Fuß, und Lu ist ebenso nach dem gestrigen Bergaufstieg nicht im Vollbesitz ihrer Energien. Trotzdem wagen wir nach zwei Stunden auch noch den Aufstieg zur Monastery, für den 800 Stufen zu bewältigen sind. Es ist ein wirklich schöner Weg, getrübt wird das Erlebnis nur durch die Anstrengung und das Beobachten der Quälerei der Esel, die von den Beduinen mit schwerer Last in Form von übergewichtigen Touristen über die glitschigen Stufen nach oben getrieben werden. Die Anstrengung lohnt sich: Lu gönnt sich Kaffee und frisch gepressten Orangensaft, ich staune über den Anblick der Monastery und die Sicht hinüber nach Israel und Palästina sowie in die Arab Wüste.

Dann wird es allerdings Zeit für den Abstieg, die Sonne neigt sich schon stark gen Horizont, wir haben ja noch den Weg zurück zur Siq und zum Ausgang vor uns, der sicher nochmal eine Stunde in Anspruch nehmen wird. Lu wird leider schlecht von der Anstrengung, es war heute einfach zu viel, sie kämpft und ist sehr tapfer, allerdings macht das ganze keinen Spaß mehr. Das Ganze bringt allerdings den schönen Nebeneffekt mit sich, dass wir am Ende völlig alleine vorbei an den königlichen Grabkammern und dem Amphitheater laufen. Die Lichtverhältnisse reichen für ein paar schöne Fotos, keine Licht – Schatten – Problematik mehr. Den Sonnenuntergang, der die königlichen Gräber ins goldrotes Licht hüllen soll, verpassen wir zwar, aber wir haben heute schon so viel Schönes gesehen, da macht das auch nichts mehr. Irgendwie finden wir unsere Laune trotz Erschöpfung wieder, wir stolpern durch die menschenleere Siq und Lu schafft es sogar noch, den Hügel bis zum Auto hinaufzulaufen, was mir ein fassungsloses Kopfschütteln entlockt.

Wir sind heute schon um sieben im Bett, und erstmals seit unserer Ankunft hier schlafe ich mit nur einer kurzen Unterbrechung mehr als zehn Stunden.

 

19.02.2017  Tag 7: Von Wadi Musa nach Amman

 

Wir sind wieder früh raus, um es für 8 Uhr hinauf zum Aussichtspunkt hoch über dem Schatzhaus zu schaffen und es im vollen Sonnenlicht zu sehen. Ähnlich wie gestern ist die Siq leer, und auch vor dem Schatzhaus sind noch keine Menschen außer ein paar Beduinen mit ihren Kamelen zu sehen. Wie herrlich! Wir müssen eine lange Schleife vorbei an Amphitheater und königlichen Grabkammern gehen, um von hinten auf den Berg zu gelangen. Leider sind die Wege hier kaum ausgeschildert und auch nur wenig ausgetreten, es gibt dutzende andere Trampelpfade der Beduinen, so dass wir uns kurz mal verlaufen. Schließlich aber gelangen wir zu unserem Zielpunkt, an dem wir auf einen anderen jungen Burschen treffen. Wir machen es uns unter einem Beduinenverschlag gemütlich und beobachten das Sonnenlicht, wie es langsam vorschreitet. Eine Katze beglückt Lu mit ihrer Anwesenheit und bietet ein tolles Motiv vor dem Schatzhaus, das von hier oben noch einmal bizarrer aussieht, so wie es in den Felsen hineingehauen ist und in dieser Landschaft irgendwie absurd, doch gleichzeitig faszinierend und kunstvoll aussieht. Leider müssen wir dann feststellen, dass zu dieser Jahreszeit die Sonne zu niedrig steht, um das Schatzhaus in volles Licht zu tauchen. So befragen wir den inzwischen aufgetauchten Beduinen nach einem schnellen Weg herunter, den er uns auch bereitwillig gegen eine Aufmerksamkeit von 10 Dinaren zeigt. Der Weg ist nichts für unsportliche Menschen, er wäre in Europa mit Sicherheit verboten gewesen, weil zu unwegsam und gefährlich, aber glücklicherweise gibt es ja noch Länder auf diesem Planeten, die es nicht so genau nehmen mit dem Sicherheitsbedürfnis. Hier sind einige Freiheiten gestattet, die den Urlaub noch zu einem Abenteuer machen können!

Wir wandern anschließend erneut durch die Siq und sind rechtzeitig für eine lauwarme Dusche und einen kurzen Plausch mit unserem liebenswürdigen Hotelmanager vor unserem Check-out zurück. Wir bekommen sogar noch Brot geschenkt und einige Tipps mit auf den Weg gegeben für weitere Besichtigungsmöglichkeiten auf unserem Weg gen Amman. Wieder ein Beispiel für die Herzlichkeit der Jordanier, die sich wirklich viel Mühe geben, uns hier den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Und ein paar Stunden später erfahren wir erneut, was das bedeutet, als uns zum zweiten Mal der Reifen platzt und ein Mann mit seinem kleinen Sohn herbeieilt und uns fachkundig beim Reifenwechsel behilflich ist. Er hatte uns von seinem Haus aus beobachtet und bestand anschließend darauf, uns zu sich einzuladen auf einen Tee. Tee trinken ist hier sehr beliebt, es ist das Mittel, um ins Gespräch zu kommen und Zeit miteinander zu verbringen. Und da die Jordanier nicht so viele Ausländer zu Gesicht bekommen und selbst aus finanziellen Gründen kaum bis gar nicht reisen können, sind sie natürlich neugierig. Suleiman, unser Gastgeber, führt Lu zu seiner Frau ins Haus, es wird schnell klar, dass wir Männer unter uns bleiben und die Frauen unter sich. Es kommt noch ein Nachbar vorbei und wir rauchen erstmal eine Shisha gemeinsam. Dann gibt’s Tee gefolgt von einem Mensaf, das ist Hühnchen in einer Ziegenkäse/-joghurtsauce mit Reis. Suleiman erzählt, dass er lange für das Militär gearbeitet habe und jetzt hier und da Gelegenheitsjobs im handwerklichen Bereich erledige. Nach und nach trudeln seine Kinder ein, die zwischen 2 und 14 Jahren alt sind. Wir lehren uns gegenseitig einige Wörter auf Englisch und arabisch. Es gibt viel zu lachen. Lu genießt daweil drinnen die Möglichkeit, einmal mit einer Frau ins Gespräch zu kommen (mit Händen und Füßen, weil sie kein Englisch und Lu kein Arabisch spricht), da wir bisher kaum überhaupt eine Frau zu Gesicht bekommen haben. Sie scheint sehr herzlich zu sein.

Schließlich tauschen wir Facebook Kontakte aus und machen noch ein paar Fotos, dann geht es ohne Unterbrechung weiter nach Amman, wo wir kurz vor Dunkelheit dank googlemaps und der freundlichen Hilfe einiger Automechaniker, die uns am Schluss nochmal den Weg weisen, am River Jordan Hotel ankommen. Ein Kingsize Bett erwartet uns, und wieder liegen wir vor Acht im Bett und schlafen bald tief und fest.

 

20.02.2017  Tag 8: Umm Qais

Auch heute stehen wir früh auf, müssen allerdings noch auf unser Frühstück warten, das ein wenig schleppend nach und nach von zwei Frauen herangetragen wird. Das mit Zadarpesto bestrichene und frittierte Brot schmeckt allerdings vorzüglich. Wir machen uns dann auf nach Um Qais, einer historischen Ausgrabungsstätte in der Nähe des Sees Genezareth, im Grenzgebiet von Israel und Syrien. Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite und erstmals ist es möglich, kurzärmelig draußen herumzulaufen. Wir streunen durch die Ruinen einer ehemals römischen Stadt und gönnen uns dann ein köstliches Mahl im Restaurant mit fantastischem Blick auf den See, Israel und Syrien. Bis in den Libanon kann man sehen von hier aus.

Leider gibt meine Kamera nach einem Video den Geist auf. Es deprimiert mich natürlich, aber ich bin heute ohnehin nicht ganz auf der Höhe, irgendetwas hemmt mich und trübt meine Laune, ich kann nur nicht ausmachen, was es ist. Vielleicht brauche ich eine Pause, zu viele Eindrücke in den letzten Tagen, kaum Verarbeitungsmöglichkeiten mangels Zeit. Nach dem Essen wandern wir noch ein wenig zwischen den Ruinen herum, kehren noch einmal zurück für einen Nachtisch und Kaffee für unser Leckermäulchen Lu, und können uns nicht sattsehen an dieser großartigen Aussicht. Im Hintergrund läuft arabische Gitarrenmusik, die den Anblick perfekt unterstreicht. Erstmals fühle ich mich für einen kurzen Augenblick so richtig entspannt, ohne etwas zu wollen. Aber die Zeit sitzt uns letztlich doch wieder im Nacken, wir haben noch eine zweistündige Autofahrt zurück nach Amman vor uns und wollen vor Sonnenuntergang dort sein. Auf dem Rückweg setze ich mich ans Steuer, Lu macht ein paar Fotos von der bergigen und hier im Norden grüneren Umgebung.

Und obwohl ich mich recht penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halte, winkt uns irgendwann die Polizei raus und meint, ich sei 13km/h zu schnell gefahren. Ich bestreite dies, und kann es mir nicht erklären, weil ich den erlaubten 80er vorher noch Lu gegenüber kommentiert hatte und extra gleich heruntergebremst hatte, weil es steil bergab ging. Tja, die Polizisten haben kein Erbarmen und lassen sich nicht von ihrer Meinung abbringen, es wird ein Bericht ausgefüllt auf Arabisch, der später der Mietwagengesellschaft ausgehändigt wird. Am Ende erfahren wir, dass es uns 20 JD kostet. Dennoch ein Ärgernis. Insgesamt muss man übrigens sagen, habe ich noch nirgendwo auf der Welt ein solches Polizeiaufgebot erlebt wie hier in Jordanien. Alle paar Kilometer ist eine Station und werden Verkehrsteilnehmer herausgewunken. Aber die Polizisten waren durchwegs freundlich, auch das muss betont werden.

Nach unserer Ankunft in Amman stapfen wir gleich nochmal los zur Zitadelle, die allerdings schon zugesperrt hat. Wir bestaunen die beleuchtete Stadt vom Hügel aus und steigen hinab zum Amphitheater und ins Zentrum der Altstadt, wo wir bei Habiba die Süßigkeitenspezialität der Stadt naschen und durch den Souk stromern. Bald sind wir jedoch müde und freuen uns wie so oft aufs Bett und das morgendliche Ausschlafen.

 

21.02.2017  Tag 9: Amman

König Abdullah Moschee und Rainbow Street

Ausgeschlafen und gut gelaunt starten wir in den Tag. Ich stelle in der Früh fest, dass die Kamera wieder funktioniert, was meine Stimmung nochmal stark anhebt. Ich fühle mich sehr entspannt, bin bereit, mich treiben zu lassen und Lu voll und ganz die Führung zu überlassen am heutigen Tag. Nach einem üppigen Frühstück mit gebackenem Brot und Zadar Pesto, Spiegelei und Schafskäse ziehen wir los und landen gleich mal in einem sehr gemütlichen Café, wo wir mit Abud, einem Philosophie interessierten jungen Mann quatschen und am liebsten stundenlang sitzen bleiben würden, wenn wir noch ein paar Tage Zeit hätten. Wir reden über die politische Situation des Landes, die Lebenshaltung der Jordanier und das Leben an sich. Wir bekommen so auch mal eine andere Sichtweise vorgeführt, die sehr selbstkritisch ist. Offenbar beklagen sich die Jordanier stark, ändern aber nie etwas. Kommt mir irgendwie bekannt vor… Abud ist für mich der sympathischste aller Einheimischen, die wir hier kennengelernt haben, und es ist tatsächlich schade, als wir dann aufbrechen, um zumindest noch ein bisschen von der Stadt zu sehen.

Weit kommen wir allerdings nicht, da sitzen wir gleich wieder bei einem Tee und werden eingeladen. In der König Abdullah Moschee sind wir schnell mit der Besichtigung am Ende und werden dann von einem Ladenbesitzer gebeten, mit ihm Tee zu trinken und ein paar Übersetzungen von Anweisungen für Touristen ins Deutsche zu übersetzen. Der Mann ist sehr geschäftig, uns fällt auf, dass er seine Angestellte recht herrisch und mit Geringschätzung behandelt, was uns natürlich nicht gefällt. Wir bemühen uns dann auch freundlich, uns loszueisen, was erstaunlich schnell gelingt.

Wir streunen durch die Straßen treppauf- und abwärts, die Stadt besteht aus unzähligen Hügeln, die immer wieder tolle Ausblicke ermöglichen. Lu hat noch ein paar Cafés und Take away Fressbuden ausgemacht, die wir der Reihe nach besuchen. Vollgestopft mit Leckereien (Falafeltaschen, Shawarma Kebap, Kaffee… fühlen wir uns schon wieder etwas müde und sehnen uns nach einer Siesta.

 

Sonnenuntergangsstimmung bei Ruinen der Zitadelle

Eine Bank hält für eine kurze Rast her, dann spazieren wir weiter in Richtung Zitadelle, wo wir eine Stunde vor Öffnungsschluss ankommen und ausreichend Gelegenheit haben, den 360 Grad Blick auf die Umgebung zu genießen. Die Ruinen selbst sind nicht so spektakulär. Lu beobachtet ein paar Jungs beim Fußballspielen, sie fordern uns auch auf mitzuspielen, doch trotz des reizvollen Angebotes bleibe ich vernünftig und schone meinen Fuß, der ohnehin schon ständig von mir überfordert wird mit langen Wanderungen. Ich fröne meiner Fotografierlust ein wenig, während Lu entspannt. Die Sonne wandert schon langsam dem Horizont entgegen, als wir das Gelände verlassen müssen. Wir werden erneut umlagert von ein paar Jugendlichen, mit denen ich dann ein wenig Volleyball spiele, sie kennen es nicht so und reißen sich darum, mit mir ein wenig üben zu dürfen. Die jüngeren hingegen scharen sich um Lu und können nicht umhin, sie verliebt anzuschauen und ihre Nähe zu suchen. Wir machen ein paar Fotos und werden dann letztlich von einem vermutlich wegen des Lärmpegels entnervten Nachbarn in unserem Spiel unterbrochen und „verscheucht“.

Das Amphietheater bei Nacht

Wir lassen uns schließlich an einem Aussichtspunkt nieder und beobachten die letzten Sonnenstrahlen und die sich anschaltende Nachtbeleuchtung Ammans. Das Amphietheater ist auch beleuchtet beeindruckend. Irgendwann wird es dann kühl und wir werden hungrig, wir gönnen uns ein Abschiedsessen in einem Fischrestaurant, dessen Reputation aber leider nicht ganz halten kann, was sie verspricht.

Trotz allem gesättigt schlendern wir noch einmal durch den Souk, kaufen ein Gewürz, das wir für Fattoush brauchen und kehren dann zum Hotel zurück, wo wir die Rucksäcke zur Aufbewahrung zurückgelassen haben. Gegen 21.30h kommen wir dann am Flughafen an, geben unser Mietauto zurück und machen es uns zum Schlafen gemütlich auf dem Boden. So endet unser Urlaub, schade, ich hätte gern noch eine Woche drangehängt…

 

Fazit

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Jordanien mich begeistert hat mit seinen gastfreundlichen Menschen und landschaftlicher Schönheit. Auch die Ruinen haben ihre Faszination auf mich ausgeübt. Die Highlights waren für mich das Wandern in Petra und die Tour in der Wadi Rum Wüste mit Bergbesteigung sowie das Tauchen. Die jordanische Küche haben wir als lecker aber nicht so vielseitig empfunden. Mit dem Wetter hatten wir Glück, auch wenn die Temperaturen für mich eher zu kalt waren. Ich freue mich schon aufs Fotoschauen und behalte Jordanien als ein schönes Urlaubsziel in Erinnerung! Ma salama, al Ordon!